Frankreich streitet über Stierkampfverbot
Ein alter Streit erhitzt die Gemüter in Frankreich: Soll der Stierkampf abgeschafft werden? Ein entsprechender Vorstoß wurde der Nationalversammlung vom Abgeordneten der Linkspartei La France Insoumise, Aymeric Caron, unterbreitet. Zwar zog Caron seinen Vorschlag am Donnerstag wegen zu vieler Änderungsanträge zurück, aber im Januar soll erneut diskutiert werden. Die Landespresse debattiert heftig.
Verarmung durch Vereinheitlichung
Ein Verbot wäre verheerend für mittelgroße Städte und ländliche Gebiete, warnt Le Figaro:
„Man kann den Stierkampf als archaisch oder im Gegenteil als Höhepunkt der Zivilisation betrachten, aber es gibt heute keine Notwendigkeit, ihn zu verbieten. Für die wenigen Departements, in denen Stierkämpfe veranstaltet werden, wäre es sogar eine brutale Fortsetzung des Enteignungsversuchs, der die Franzosen langsam, aber sicher ihres materiellen und immateriellen Erbes beraubt. Wenn die mittelgroßen Städte aussterben, wenn die ländlichen Regionen immer leerer werden, wenn die Metropolisierung den öffentlichen Raum durch internationale Marken vereinheitlicht, ist es dann der richtige Zeitpunkt, eine regionale Tradition im Strafgesetzbuch als Verbrechen einzustufen?“
Barbarische Tradition beenden
Die Vorsitzende der Tierschutzorganisation One Voice, Muriel Arnal, fordert in L'Humanité mehr Respekt:
„Das Engagement der Bevölkerung für mehr Empathie und Mitgefühl, das Bestreben einer sehr großen Mehrheit, wieder eine respektvolle Beziehung zur Natur und zu den Tieren aufzubauen, wird von einem Großteil der politischen Entscheidungsträger einfach beiseite gewischt. ... Frankreich, das in der EU in Sachen Tierschutz und Umweltschutz das Schlusslicht ist, hat endlich die Gelegenheit, mit der Zeit und den Wünschen seiner Bevölkerung Schritt zu halten. ... Die Zeit ist reif für die Abschaffung des Stierkampfs, dieser barbarischen Tradition, die die Franzosen nicht mehr wollen.“