Endlich wieder Züge zwischen Spanien und Portugal?
Seit 2019 gibt es zwischen Spanien und Portugal keine Fernzugverbindung mehr, Infrastruktur und Züge auf lusitanischer Seite sind marode. Nun hat Portugals Premier Costa mit dem Nationalen Eisenbahnplan ein umfangreiches Investitionsprogramm präsentiert. Doch Kommentatoren bemängeln falsche Prioritäten und mangelnde Zusammenarbeit zwischen Madrid und Lissabon – und Frankreich hat offenbar ähnliche Probleme.
Dem engen Verhältnis unwürdig
El País fordert von Spanien mehr politischen Willen:
„Die Verbindungen nach Spanien sind für Portugal lebenswichtig. ... Geografisch gesehen ist Portugal genauso eine Geisel Spaniens, wie Spanien eine Geisel Frankreichs ist. Wenn die Spanier die portugiesischen Investitionen in den Schienenverkehr nicht unterstützen, wird das Land zu einer von Flugzeugen und Autos abhängigen Insel. ... Spanien ist das bevorzugte Reiseziel der Portugiesen, und Portugal hat vor zwei Jahren Frankreich als Lieblingsziel der Spanier abgelöst. Weder Touristen noch Geschäftsreisende oder Expats haben heute eine Alternative zum Flug oder zur Autofahrt. ... Dies ist nicht nur eine europäische Anomalie, sondern unterstreicht auch die Notwendigkeit, dringend etwas gegen die derzeitige Abkopplung Portugals zu unternehmen.“
Madrid lässt Lissabon hängen
O Diabo wirft Spanien vor, die geplante Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Lissabon und Madrid zu blockieren:
„Inmitten der totalen Dunkelheit, in der die sozialistische Regierung Portugal gerne hält, hat gerade ein weiterer iberischer Gipfel stattgefunden, auf dem offenbar nur über Gas gesprochen wurde und nichts über die Zukunft der Eisenbahn beschlossen wurde. ... Die Verbindung Lissabon-Madrid soll über die im Bau befindliche, eingleisige und in iberischer Spurbreite angelegte Neubaustrecke Evora-Caia laufen. Doch was die Spanier auf der anderen Seite der Grenze tun, steht dazu im Gegensatz. Die Nachricht ist also, dass es keine Hochgeschwindigkeitsverbindung nach Madrid geben wird, weil die Spanier nicht vorwärts machen wollen.“
Nicht zu früh freuen
Der Publizist Francisco Sarsfield Cabral äußert in Rádio Renascença Zweifel an Lissabons Reformwillen:
„In der Vergangenheit haben die Sozialisten zu Recht die übermäßigen Investitionen in Autobahnen und die mangelnden Investitionen in den Schienenverkehr kritisiert. Während die meisten europäischen Länder in den letzten Jahrzehnten stark in den Schienenverkehr investiert haben, hat Portugal einen Großteil seiner Gleise und seines Rollmaterials verfallen lassen. Die Sozialisten sind seit sieben Jahren in der Regierung und wir haben noch nicht gesehen, dass sie ihre Reformpläne für den Schienenverkehr in die Tat umgesetzt hätten. Der Nationale Eisenbahnplan droht zu einem weiteren Vorwand zu werden, die Modernisierung der Züge zu verschieben.“
Besserer Unterhalt statt hochtrabender Visionen!
Am Sonntag hat auch Frankreichs Präsident Macron Investitionen in die Schiene angekündigt. Er will die S-Bahn-Netze in zehn Großstädten erweitern, um den überlasteten Öffentlichen Verkehr leistungsfähiger zu machen. Le Figaro sieht dicke Fragezeichen:
„Das Projekt ist umso irritierender, da die französische Eisenbahngesellschaft SNCF aus Kostengründen seit Jahren Bahnhöfe schließt, Nebenstrecken stilllegt und Züge streicht. Wäre es nicht sinnvoller und günstiger, das Bestehende zu erhalten, zu stärken und auszubauen? Und die Metropolisierung durch die Wiederbelebung mittelgroßer Städte zu bekämpfen? ... Auf eine kritische Situation für den öffentlichen Verkehr reagiert man mit schillernden Projekten für das kommende Jahrzehnt.“