Australien: Keine zusätzlichen Rechte für Indigene

Mit klarer Mehrheit haben die Australier am Samstag eine Verfassungsänderung zugunsten der indigenen Bevölkerung verworfen. Bei einem Ja im Referendum hätte das Parlament künftig bei Fragen, die diese direkt betreffen, eine neue Vertretung der Ureinwohner - die "Voice to Parliament" - anhören müssen. Australiens Indigene sind im Durchschnitt deutlich ärmer, schlechter gebildet und weniger gesund als die Restbevölkerung.

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The Irish Times (IE) /

Eine herbe Enttäuschung

Die Aussagekraft solcher Referenden ist begrenzt, moniert The Irish Times:

„Wie auch irische Volksabstimmungen gezeigt haben, kann nicht sichergestellt werden, dass sich Wähler tatsächlich auf die Befürwortung oder Ablehnung der gestellten Frage beschränken. Und so bleibt das historische Unrecht weitgehend ungesühnt - der Landdiebstahl und die Zwangsumsiedlung von Kindern, die Armut und geringere Lebenserwartung, die Hoffnungslosigkeit der Jugend, die Apartheid im Gesundheits- und Bildungssektor, die Zerstörung von Sprache und Kultur einer Zivilisation mit mehr als 250 indigenen Nationen. Und auch Australiens internationales Ansehen hat mit diesem Abstimmungsergebnis einen Schlag erlitten.“

Süddeutsche Zeitung (DE) /

Die Eile war fehl am Platz

Das klare Nein war aus Sicht der Süddeutschen Zeitung folgerichtig:

„Warum? Weil man als Regierungspolitiker eine Verfassungsänderung nicht betreiben kann wie einen persönlichen Feldzug zur Weltverbesserung. ... Eile hilft nicht. [Premier] Albanese hätte sich erst mal mit der Opposition beraten müssen. Mit den Hardlinern der Coalition aus Liberaler und Nationaler Partei. Er hätte mit ihnen besprechen müssen, wie man The Voice umsetzen kann, um die Sache der Ureinwohner am Ende vereint zum Ja zu führen. Ein mühsamer Weg, klar. Dafür wäre die Chance eines erfolgreichen Referendums größer gewesen.“