Reiseboom: CO2 sparen beim Fliegen unerwünscht?

Die Anzahl der Flugreisen in Europa ist in desem Jahr teilweise noch höher gewesen als vor der Corona-Pandemie. Weil Flugzeug-Emissionen aber zur Klimaerwärmnung beitragen, wird immer wieder darüber diskutiert, wie Fliegen zu Gunsten des Klimaschutzes reguliert werden sollte. In Frankreich und den Niederlanden wurden entsprechende Beschränkungen nun rückgängig gemacht - zum Leidwesen der Kommentatoren.

Alle Zitate öffnen/schließen
L'Humanité (FR) /

Paris hofiert Klimakiller

Frankreichs Regierung hat per Dekret das Arbeitsrecht für die private Luftfahrt gelockert und Prüfungen der Arbeitsaufsicht eingeschränkt. Paris bricht sein Wort, wettert L'Humanité:

„Der Flugverkehr verursacht über die Hälfte der Emissionen des Transportsektors - der Branche mit dem größten Ausstoß in Frankreich - und trägt global zu rund sechs Prozent zur Erderwärmung bei. Die Zunahme der Flüge, die ab 2024 auf vier Prozent geschätzt wird, unterhöhlt die globalen Ziele zur Emissionsreduzierung gewaltig. Und die hypothetische Entkarbonisierung des Sektors erfolgt bestenfalls in zwei oder drei Jahrzehnten. Einige Tage vor Eröffnung der COP28 sendet Frankreich damit ein äußerst schlechtes Signal aus. ... Dieses Dekret rollt den Billigfliegern auf dem Rollfeld den Roten Teppich aus.“

De Volkskrant (NL) /

Die Liebe zum Markt ist stärker

Unter Druck der USA und EU haben die Niederlande die Entscheidung, Flugbewegungen auf dem Amsterdamer Flughafen zu reduzieren, auf Eis gelegt. De Volkskrant klagt, dass Interessen der Luftfahrt schwerer wiegen:

„Es ist höchste Zeit, dass andere Interessen wie die Belastung der Umgebung aber auch das Klima wirklich zählen. Im Rahmen des Green Deal wurde vereinbart, dass 2050 der CO2-Ausstoß des Transportsektors 90 Prozent niedriger sein muss als 1990. Jede Reduzierung ist dabei willkommen, sollte man meinen, aber die Liebe für den freien Markt ist in Europa offensichtlich immer etwas größer als die Liebe fürs Klima. Die EU-Kommission stellt sich hinter die Unternehmen und nicht hinter die Bürger, was den Eindruck verstärkt, dass die Unternehmenslobby in Brüssel zu viel Macht hat.“