Lettland: Wenig Vertrauen in die Presse

Die Wirtschaftskrise und die neuen Medien haben dem Medienmarkt Lettlands arg zugesetzt. Die meisten Medien haben ihren Umsatz von 2008 noch immer nicht wieder erreicht. Am härtesten traf es die Printmedien: Bei der Tageszeitung Diena etwa sank die Zahl der Abonnements um 70 Prozent. Die Werbeeinnahmen gingen dramatisch zurück, auch durch den steigenden Einfluss der Onlinemedien. Ohne finanzielle Verluste hat lediglich die zweitpopulärste Tageszeitung Latvijas Avize gearbeitet.

Das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Medien nimmt immer mehr ab. Da die Eigentumsverhältnisse oft undurchsichtig sind, können Leser oft nur erahnen, wer hinter einer Zeitung oder einem TV-Sender steht. Häufige Eigentümerwechsel und die Tatsache, dass vereinzelte Besitzer ihre Medien zum Sprachrohr eigener Interessen machen, erschüttern den Glauben an eine unabhängige Berichterstattung.

Darüber hinaus hat sich der Staat in den vergangenen Jahren mehrmals in die Arbeit lettischer Journalisten eingemischt. Ein Beispiel war der sogenannte Fall Neo als 2010 der Computer der Fernsehjournalistin Ilze Nagla von der Polizei beschlagnahmt wurde.

Dennoch herrscht bei den meisten lettischsprachigen Medien redaktionelle Autonomie gegenüber dem Verleger oder dem Eigentümer. Bei den russischsprachigen Medien ist das anders. Beide russischsprachigen Zeitungen MK Latvija und Vesti stehen der Partei Harmonie nahe, und diese wiederum dem russischen Staat. Die Zeitungen vertreten meist die offizielle Position Russlands in Bezug auf die baltischen Staaten.

Da ein Drittel der Einwohner Lettlands russisch spricht, werden die russischsprachigen Medien sehr häufig gelesen. Die MK Latvija ist Lettlands populärste Zeitung.

Laut der internationalen NGO Freedom House sind zu viele Medien in den Händen von nur einem Besitzer - auch eine Folge der Medienkrise. Beim Fernsehen ist diese Konzentration am deutlichsten zu beobachten. Ein Drittel der 15 beliebtesten TV-Kanäle gehört der Baltijas mediju alianse (Medienallianz des Baltikums), ein weiteres Drittel dem schwedischen Konzern MTG.

Im Jahr 2012 wurde das investigative Recherchebüro re:baltica in Riga gegründet, um die unabhängige Berichterstattung im Baltikum zu fördern. Mittlerweile beliefern dessen Journalisten alle wichtigen lettischen Zeitungen und Onlineportale mit Berichten.

Ranglisten der Pressefreiheit:

Reporter ohne Grenzen: Platz 28 (2015)
Freedom House: Platz 49 (2014)