Ohrfeige für Grillos Movimento Cinque Stelle

Bei den Kommunalwahlen in Italien, die als Stimmungstest für die Parlamentswahl im Herbst gelten, zeichnet sich eine Schlappe für die Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) ab. Im vergangenen Jahr hatte sie noch die Rathäuser von Rom und Turin erobert, während der regierende Partito Democratico schlecht abschnitt. Dass sich das Blatt nun zu wenden scheint, werten viele italienische Zeitungen als gute Nachricht.

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La Repubblica (IT) /

Die Quittung für viele Fehler

Diese herbe Niederlage hat sich M5S-Chef Beppe Grillo selbst zuzuschreiben, befindet La Repubblica:

„Grillo bekommt zum ersten Mal die Quittung für seine Fehler. Der letzte liegt noch nicht lange zurück: Er hat dem Pakt von Renzi und Berlusconi seinen Segen gegeben und einer Wahlrechtsreform zugestimmt, die das deutsche Modell in verfälschter Form übernehmen wollte. Ein typisch italienisches Parlamentsschlamassel, aus dem die Fünf-Sterne-Bewegung schwer angeschlagen hervorgegangen ist. Verständlicherweise. Wenn man Lauterkeit fordert, dann mischt man nicht bei gewissen Absprachen mit, die stark an ein Einvernehmen der 'Kaste' erinnern, als welche Grillo die traditionellen Parteien zu bezeichnen pflegt. Doch es mangelt auch nicht an anderen Fehlern. Früher oder später musste die Quittung für Rom kommen, das in der Hand der M5S-Bürgermeisterin Raggi ist.“

Corriere della Sera (IT) /

Wiederauferstehung des Zweiparteiensystems

Darüber, dass das Zweiparteiensystem in Italien offenbar doch noch nicht ausgedient hat, freut sich Corriere della Sera, denn das Rennen machten die traditionellen Lager:

„Mittelinks und Mitterechts. Dies beweist, dass die Kultur des Mehrheitswahlrechts und der Koalition zumindest auf lokaler Ebene [gegenüber dem Verhältniswahlrecht] noch den Sieg davonträgt. Für einen Tag hat sich der 'perfekte Tripolarismus' PD-M5S-Konservative, der im Parlament besteht und alle Szenarien künftiger Parlamentswahlen bestimmt, in Luft aufgelöst. … Noch ist nicht klar, ob sich die Rückkehr zum Bipolarismus auch auf nationaler Ebene durchsetzt. Doch theoretisch könnte der Partito Democratico sie zum Anlass nehmen, sich wieder mit seinem abgespaltenen linken Flügel zu vereinen. ... Während Forza Italia und Lega Nord auf der Seite der Konservativen erwägen könnten, den erbitterten Streit um die Führungsspitze zwischen Silvio Berlusconi und Matteo Salvini beilzulegen.“