Bulgaren protestieren gegen Spritpreise und Armut
Tausende Menschen haben in Bulgarien am Sonntag gegen die gestiegenen Spritpreise, hohe Lebenshaltungskosten und niedrige Löhne demonstriert. Sie blockierten mit ihren Autos die beiden Autobahnen von der Hauptstadt Sofia bis zum Schwarzen Meer. Auch in mehreren Städten wurde demonstriert und der Rücktritt der Regierung gefordert. Bulgariens Medien können den Zorn der Bürger nachvollziehen.
Bürger werden geschröpft
Angesichts der miserablen Löhne dürfte es niemanden wundern, dass die Menschen auf die Straße gehen, schreibt e-vestnik:
„Vier Fünftel der Bulgaren verdienen weniger als 500 Euro und mehr als die Hälfte sogar weniger als 250 Euro im Monat. Gleichzeitig sind die Preise der lebensnotwendigen Produkte so hoch wie im Rest Europas, wo die Durchschnittsgehälter fünf- bis zehnmal höher sind. Darum blutet Bulgarien aus und diejenigen, die noch hier sind, halten es nicht mehr aus, bei diesen niedrigen Einkommen auch noch durch lobbyistische Gesetze gemolken zu werden. Wer sich darüber wundert, dass es Proteste gibt, verdient wohl gut und versteht es darum nicht. Auch die Machthabenden leben in einer Blase.“
Volk übernimmt Aufgaben von Medien und Opposition
Die bulgarische Regierung wurde offenbar von den Protesten überrascht, meint Kapital und erläutert die Gründe dafür:
„Normalerweise erklären die Medien den Menschen, was die Regierung macht, und zeigen gleichzeitig der Regierung, was die Menschen davon halten. So wissen die Politiker, was im Land los ist, und können die Unzufriedenheit des Volkes spüren, lange bevor sie sich auf den Straßen entlädt. Die Konkurrenz zwischen den Parteien wiederum verleiht eigentlich verschiedenen Ideen Ausdruck. In Bulgarien funktioniert dieser Mechanismus jedoch nicht. Wenn die Opposition zerschlagen ist und die Medien unterdrückt sind, übernimmt das Volk selbst deren Aufgaben.“