Medienpolitik im Krieg
In Russland droht allen eine Gefängnisstrafe, die unabhängig über den Krieg in der Ukraine berichten. In mehreren westlichen Länder wurden Sender verboten, die Kreml-Propaganda verbreiten. Gleichzeitig nehmen Falschinformationen zu, die gezielt über Online-Portale und soziale Netzwerke verbreitet werden. Europas Presse kommentiert den Krieg um die Meinungshoheit.
Deepfakes neues Mittel der Kriegsführung
Tygodnik Powszechny geht auf im Internet verbreitete sogenannte Deepfake-Videos ein, die zum Beispiel Persönlichkeiten gefälschte, aber täuschend echt wirkende Sätze in den Mund legen:
„Sowohl im Fall des falschen Selenskyj als auch des falschen Putin betonen Experten, dass die Stimmen von geringer Qualität waren und den Originalen nicht genug ähnelten, um einen aufmerksamen Zuschauer zu überzeugen. Aber jemand, der solche Aufnahmen auf einem kleinen Smartphone-Bildschirm in einem Kriegsgebiet sieht, könnte in die Irre geführt worden sein. ... Mehrere Forschungseinrichtungen arbeiten an Werkzeugen, die Deepfakes automatisch erkennen können. Bisher ist die einzige Möglichkeit, sich gegen solche Aufnahmen zu schützen, die Aufmerksamkeit der Betrachter selbst.“
Letten müssen sich vor Lügen schützen
Der lettische Nationale Rat für elektronische Medien NEPLP hat den Zugang zu 71 Webseiten gesperrt, deren Inhalte als Bedrohung für die nationale Sicherheit interpretiert werden. Diena zweifelt an der Effizienz der Maßnahme:
„Die Entscheidung ist eine weitere Pseudo-Aktivität in einer Situation, in der wir viele vergiftete Botschaften über populäre Telegram-Kanäle und andere Desinformationsinstrumente bekommen. Und darin sind die Narrative zugunsten des Kremls schon fertig, kurz und prägnant und auch noch anschaulich bebildert. Und nicht lang, langweilig und für viele unverständlich wie auf kremlin.ru, die zu den gesperrten Seiten gehört. ... Müssen wir die Internetseiten tatsächlich schließen? ... Schaden wird es wohl nicht.“
Das Radikale wird zur Normalität
Im Ukraine-Krieg verschieben sich in den Medien einige Normen, beobachtet T24:
„Zum einen erscheint ein Wirtschaftskrieg gegen Russland, der vor einigen Jahren als 'inakzeptabel' galt, in den Augen der westlichen Gesellschaften allmählich als 'annehmbar' oder 'alternativlos'. Zum anderen verschiebt sich der politische Diskurs über Neonazi-Gruppen in der Ukraine. ... Dazu gehört die New York Times, die die Gruppe [die Asow-Bewegung] 2015 noch mit 'klar Neonazis' bezeichnete. ... Der Chef des Moskau-Büros der Zeitung, Anton Troianovski, beschrieb sie letzte Woche als 'nationalistische Gruppen der Ukraine' oder 'rechtsextreme Militäreinheit'. Und Facebook machte für das Asow-Regiment eine Ausnahme von seiner 'Anti-Extremismus-Politik'.“