Luxemburg: Staatliche Beihilfen für Medien

Sinkende Leserzahlen, große Einbußen im Anzeigengeschäft und mangelhafte Online-Geschäftsmodelle bedrohen die pluralistische Medienlandschaft des Großherzogtums Luxemburg. Die relativ große Vielfalt kann nur aufrecht erhalten werden, weil der Staat Verlagen unter die Arme greift.

Europas größter privater Fernseh- und Radiokonzern, die RTL Group (© picture-alliance/dpa)
Europas größter privater Fernseh- und Radiokonzern, die RTL Group (© picture-alliance/dpa)
Seit Jahrzehnten besteht im Großherzogtum eine Konkurrenz zwischen den beiden Verlagen Saint-Paul und Editpress. Ersterer steht den Christdemokraten nahe, letzterer den Sozialisten. Die Rivalität zwischen den größten Zeitungsverlegern verschärfte sich 2007 noch weiter, als beide begannen, Gratiszeitungen herauszugeben, die von den Lesern gut angenommen wurden. Das von Editpress herausgegebene französischsprachige Gratisblatt L’Essentiel erreicht heute mehr als 200.000 Leser in Luxemburg und den anliegenden Grenzregionen. Die dazugehörige Nachrichtenseite ist die meist aufgerufene Seite des Landes.

Gratiszeitungen sind harte Konkurrenz

Seit der Einführung der Gratiszeitungen gab es insgesamt einen Leserrückgang bei den meisten kostenpflichtigen Tageszeitungen. Dies betrifft das von Editpress herausgegebene Tageblatt sowie das liberale Lëtzebuerger Journal, das als Zeitung eingestellt wurde und seit 2021 nur noch als Online-Magazin erscheint. La Voix du Luxembourg, das französischsprachige Pendant zur traditionsreichsten Tageszeitung Luxemburger Wort, die zu Saint-Paul gehört, musste 2011 schließen. 2019 stellte auch das französische Wochenblatt Le Jeudi seinen Betrieb ein.

Die noch immer relativ hohe Anzahl verschiedener Zeitungen in Luxemburg erklärt sich nicht zuletzt durch das historisch gewachsene System staatlicher Beihilfen. Mit der sogenannten Pressehilfe werden Zeitschriften und Zeitungen mit einem Gesamtvolumen von jährlich ca. zehn Millionen Euro gefördert. Der Löwenanteil geht dabei an die drei Marktführer Tageblatt, Luxemburger Wort und Le Quotidien. Seit 2017 werden auch Onlinemedien unterstützt.

Vielsprachigkeit auch am Zeitungskiosk

Weiterhin bilden portugiesischsprachige (Contacto, Correio) und englischsprachige (Delano) Zeitschriften einen erwähnenswerten Teil der Medienlandschaft des Landes, in dem mehr als 40 Prozent Ausländer leben und das ohnehin stark von Mehrsprachigkeit geprägt ist. Das Land verfügt über drei Amtssprachen: Deutsch, Französisch und Luxemburgisch. Die meisten Zeitungen erscheinen jedoch nur auf Deutsch oder Französisch. Luxemburgisch wird selten als Schriftsprache verwendet, ist aber in der Radiolandschaft sehr präsent.

In Luxemburg sitzt Europas größter privater Fernseh- und Radiokonzern, die RTL Group. Das Unternehmen betreibt in Luxemburg unter anderem den Fernsehsender RTL Télé Lëtzebuerg und hatte bis 1991 eine Monopolstellung. Der einzige französischsprachige Radiosender L’Essentiel ging 2016 als Ableger der gleichnamigen Gratiszeitung auf Sendung.

Im Allgemeinen wird die Pressefreiheit in Luxemburg als gut eingeschätzt. Dennoch gibt es immer wieder Versuche, diese Freiheit zu untergraben, wie der Presserat beklagt. Es komme immer häufiger vor, dass Journalisten tätlich angegriffen oder bedroht würden. Nach jahrelangem Ringen wurde 2022 der Zugang zu Informationen bei staatlichen Behörden durch ein Dekret des Regierungschefs gestärkt. Der Journalistenverband ALJP (Association luxembourgeoise des journalistes professionnels) beharrt jedoch auf der Forderung, dass das Recht auf Information gesetzlich verankert werden muss.


Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen):
Platz 21 (2022)

Stand: Februar 2023
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