WM in Russland

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Viele Spieler des neuen Fußball-Weltmeisters Frankreich und anderer WM-Teams haben einen Migrationshintergrund. Kommentatoren treibt deshalb die Frage um, ob sich dem Fußball eine positive Wirkung auf nachhaltige Integration zuschreiben lässt.

Im Luschniki-Stadion haben sich die kroatischen Fußballer nach der 4:2-Niederlage gegen Frankreich als gute Verlierer gezeigt, die nach der ersten Enttäuschung ihren Erfolg feierten: Noch nie zuvor hatte eine kroatische Nationalmannschaft ein WM-Finale erreicht, die Spieler wurden vielfach für Teamgeist und Technik gelobt. So kommt es, dass Journalisten ihre Zeilen auch dem Vize-Weltmeister widmen.

Fifa-Präsident Infantino hat von der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland als der besten WM aller Zeiten gesprochen. Wladimir Putin erklärte, die Welt habe endlich erlebt, dass sie ein falsches Bild von Russland habe. Doch nicht alle Kommentatoren sind davon überzeugt, dass das Turnier zum Propaganda-Erfolg für den russischen Präsidenten wurde.

Mit Belgien, England, Frankreich und Kroatien stehen vier europäische Teams im Halbfinale der Fußball-WM - was für Kommentatoren nicht überraschend kommt. Erstaunter zeigen sie sich über den Erfolg der kroatischen Mannschaft, die durch ihren Sieg gegen Russland mit der in ihrem Heimatland zur Legende verklärten Mannschaft von 1998 gleichzog, die vor 20 Jahren Turnierdritte wurde.

Die ausgelassene WM-Stimmung und die unerwarteten Siege der russischen Mannschaft haben viele Russen in Euphorie versetzt. Oppositionelle stürzt dies allerdings in ein moralisches Dilemma, weil es sie mit der Frage konfrontiert, ob die Freude über das russische Fußballfest sie automatisch zu Unterstützern Putins macht.

Russland ist besser als jeder WM-Gastgeber zuvor in das Turnier gestartet. Jubelnde Fans und Autokorsos bestimmten das Bild in vielen Städten des Landes, nachdem auch das zweite Spiel gegen Ägypten gewonnen war. Kommentatoren prophezeien jedoch, dass der Freudentaumel über die Leistungen des Teams bald in politischen Verdruss umschlagen wird.

Als Ägyptens WM-Hoffnungsträger gilt Stürmerstar Mohamed Salah. Der Spieler nimmt nach einer Schulterverletzung doch am Turnier in Russland teil. Vom Torschützenkönig des FC Liverpool erwarten einige Zeitungskommentatoren allerdings mehr als nur fußballerische Leistungen. Andere fürchten, dass zu viel von ihm verlangt wird.

Der viermalige Weltmeister Italien hat erstmals seit 1958 die Qualifikation zur Fußball-WM verpasst, die im kommenden Jahr in Russland stattfindet. Die desaströse Leistung der Azzurri spiegelt den Zustand des Landes wider, finden Kommentatoren und fordern nicht nur für den Fußball einen Neustart.