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  Gasstreit im Mittelmeer

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Griechenland und die Türkei wollen am 25. Januar Gespräche aufnehmen. Die Erwartungen sind höchst unterschiedlich: Athen möchte einzig über die "Ausschließliche Wirtschaftszone" und die dortigen Gasvorkommen sprechen, Ankara auch die Seegrenzen rund um griechische Inseln nahe der türkischen Küste verhandeln. Warnungen vor einem Einknicken der jeweiligen Regierung finden sich in Medien beider Länder.

Die EU hat bei ihrem Gipfel am Donnerstag neue Sanktionen gegen die Türkei beschlossen. Der Grund sind die nicht genehmigten türkischen Erdgaserkundungen vor Zypern. Daran beteiligte Personen und Unternehmen müssen mit Einreiseverboten und Vermögenssperren rechnen. Auf Sanktionen gegen ganze Wirtschaftszweige verzichtete die EU. Kommentatoren sehen die Türkei mit einem blauen Auge davongekommen.

Sanktionen gegen Belarus sollen kommen, gegen die Türkei aber nicht - das ist das Ergebnis des EU-Sondergipfels der vergangenen Woche. Die Staats- und Regierungschefs drohen lediglich weiterhin mit Strafmaßnahmen und wollen Ankara mit Handelserleichterungen dazu verlocken, seine Gaserkundungen im Mittelmeer zu stoppen. In den Kommentarspalten herrscht Enttäuschung und Empörung.

Die EU erarbeitet zurzeit eine Liste mit möglichen Sanktionen gegen die Türkei, um diese dazu zu bewegen, ihre Gas-Bohrungen im Mittelmeer auf eigene Hoheitsgewässer zu beschränken. Athen und Nikosia wollen Strafmaßnahmen gegen Belarus auf dem EU-Gipfel am 24. September nur zustimmen, wenn auch Sanktionen gegen Ankara verhängt werden. Warum werden der Türkei nicht mit mehr Nachdruck Grenzen gesetzt?

Im Streit um Gas im östlichen Mittelmeer hat Frankreichs Präsident Macron am Donnerstag das Verhalten Ankaras als "untragbar" bezeichnet und der Türkei abgesprochen, weiter ein Partner in der Region zu sein. Bereits vor rund einem Monat hatte die französische Armee ihre Marinepräsenz in der Region verstärkt und Kampfbomber nach Zypern verlegt. Journalisten sehen das Engagement Macrons kritisch.

Am Donnerstag haben sich Griechenland und Ägypten auf eine gemeinsame Wirtschaftszone im erdgasreichen östlichen Mittelmeer geeinigt. Damit reagierten die beiden Länder auf das Abkommen zwischen der Türkei und Libyen, durch das sie ihre Interessen verletzt sahen. Die Türkei kritisierte den Pakt indes als wertlos und erklärte, weiterhin Öl- und Gasvorkommen im östlichen Mittelmeer zu erforschen.

Nachdem die Spannungen mit Griechenland zwischenzeitlich in militärische Drohgebärden gemündet waren, hat Ankara seine Erdgasbohrungen im östlichen Mittelmeer ausgesetzt. Das türkische Forschungsschiff 'Oruc Reis' liegt wieder im Hafen von Antalya, Griechenland zog Marine-Einheiten zurück. Laut Medienberichten haben bereits Beratungen zwischen Ankara und Athen begonnen. Anerkennendes Nicken auf Seiten der Kommentatoren.

Im Gas-Streit hat der Führer der Zyperntürken Mustafa Akıncı den Vorschlag gemacht, ein gemeinsames Komitee einzurichten, das die Bohrungen überwacht und die Erträge an beide Gruppen auf der geteilten Insel verteilt. Zuvor hatte die EU wegen türkischer Bohrungen in zyprischen Gewässern Sanktionen gegen Ankara beschlossen. Nikosia sollte sich den Vorschlag genau anschauen, meinen Kommentatoren.

Die EU-Staaten haben das Ende November geschlossene türkisch-libysche Militärabkommen für ungültig erklärt. Dieses legt auch Seegrenzen neu fest, unter anderem zwischen Kreta und Zypern, wo Erdgasvorkommen vermutet werden. Erdoğan bekräftige indes die Bereitschaft der Türkei, Truppen zur Unterstützung der international anerkannten Regierung nach Libyen zu entsenden. Journalisten kritisieren Ankaras Vorgehen.