Lettland: Impf-Anmeldung ohne Impfstoff?
Seit dem Wochenende können sich alle Menschen in Lettland auf einem neuen Webportal für eine Impfung gegen Covid-19 anmelden. Bis Dienstag registrierten sich auf manavakcina.lv 62.000 Personen. Die Impfkampagne ist in Lettland sehr schleppend angelaufen; bisher wurden rund 18.000 der knapp zwei Millionen Einwohner geimpft. Die Landespresse glaubt nicht, dass das neue Portal eine große Hilfe ist.
Sinnlose Doppelspurigkeiten
Für Diena ergibt die Aktion keinen Sinn:
„Die Online-Registrierung verhilft weder zu einem Platz in der Warteschlange noch zu den derzeit fehlenden Impfstoffdosen. Hinter diesem Projekt sind zwei offensichtliche Ziele zu sehen. Erstens dient es als Umfrage, um herauszufinden, welcher Bevölkerungsanteil zur Impfung bereit ist. Zweitens handelt man einfach wie in der Sowjetzeit, als man ebenfalls mit einem Platz in der Warteschlange auf Mangel reagierte. ... Die Idee von manavakcina.lv zeigt, dass das Gesundheitswesen überhaupt nicht auf den Umgang mit Krisen vorbereitet ist. Denn es gibt bereits ein millionenschweres elektronisches Gesundheitssystem, von dem aus bestimmt eine freiwillige Registrierung möglich wäre.“
Viel Geld für eine primitive Webseite
Neatkarīgā wundert sich über die Kosten des Projekts:
„Einerseits ist es wunderbar, dass die Impfung Geschwindigkeit aufnimmt, weil Lettlands Tempo tragisch hinter dem der übrigen Welt zurückbleibt. Aber benötigen wir dafür tatsächlich 1,45 Millionen Euro? Sogar das sehr knausrige Finanzministerium hat sofort und ohne zu verhandeln das nötige Geld aus der Börse für unvorhergesehene Ausgaben gegeben. ... Für so viel Geld kann man eine IT-Lösung für 10 Millionen Benutzer nicht nur für das gesamte Baltikum, sondern auch noch für einen Teil der Ukraine bereitstellen. Es gibt Experten, die behaupten, das ganze Projekt sei nur 50.000 Euro wert. Am vergangenen Wochenende hat sich manavakcina.lv schon bei 25.000 Benutzern 'aufgehängt'. Das zeigt, wie primitiv die Seite zumindest bisher ist.“