Finnland: Große Verlage im Kaufrausch

Übernahmen und Zusammenschlüsse haben in den letzten Jahren ihre Spuren auf dem Printmarkt hinterlassen.

Journalisten von Helsingin Sanomat protestieren 2018 gegen den Besuch von Donald Trump. Finnland steht im Ranking der Pressefreiheit auf Platz 2.
Journalisten von Helsingin Sanomat protestieren 2018 gegen den Besuch von Donald Trump. Finnland steht im Ranking der Pressefreiheit auf Platz 2.
Der finnische Zeitungsmarkt kommt nicht zur Ruhe. Jüngster Höhepunkt: Im Februar 2020 kaufte der Sanoma-Konzern seinem Hauptkonkurrenten Alma Media 15 Regional- und Lokalzeitungen ab. Der 115 Millionen Euro schwere Deal ist ein weiteres Beispiel dafür, dass die Konzerne versuchen – als Antwort auf immer schwierigere Marktbedingungen – sich auf Kernkompetenzen zu fokussieren. Sanoma hat nun die beiden auflagenstärksten Tageszeitungen des Landes unter seinem Dach und will mit Hilfe der neuen Zeitungen, deren Schwerpunkt noch auf den Printausgaben liegt, die Zahl seiner Digital-Abonnenten weiter steigern. Alma Media versucht indes, sein Profil bei den bestehenden digitalen Aktivitäten zu schärfen. Auch das Medienunternehmen Keskisuomalainen aus Mittelfinnland hat 2019 mehrere Lokalzeitungen übernommen.

Seit Jahren leiden die Zeitungen unter einem Auflagenrückgang, für den die Verlage auch die Einführung der Mehrwertsteuer für Printprodukte 2012 - zunächst neun, mittlerweile zehn Prozent - verantwortlich machen. Erschwerend kam hinzu, dass die Mehrwertsteuer für digitale Zeitungen sogar 24 Prozent betrug. 2019 wurde sie auf ebenfalls zehn Prozent gesenkt. Einige Zeitungen gaben die Steuersenkung direkt an die Abonnenten weiter. Finnlands führende Tageszeitung Helsingin Sanomat kündigte an, die Einsparungen für die Entwicklung seines digitalen Angebots zu nutzen und zusätzliche Digital-Journalisten einzustellen.

Die oben angesprochenen Medienkonzerne Sanoma und Alma Media kontrollieren noch immer einen großen Teil der Tageszeitungsauflage. Beide Unternehmen sind auch in den Sparten Fernsehen, Hörfunk und Internet aktiv. Die mit Abstand auflagenstärkste und einflussreichste Tageszeitung ist die vom Sanoma-Konzern herausgegebene Helsingin Sanomat. Neben den finnischsprachigen Zeitungen gibt es eine Reihe von Zeitungen, die sich an die schwedischsprachige Minderheit richten.

Konzerne kooperieren online

In den vergangenen Jahren haben die Verlage ihre Zusammenarbeit verstärkt, um Kosten zu senken. 2014 schlossen zwölf Regionalzeitungen eine Kooperationsvereinbarung, die die gemeinsame Produktion von Inhalten für Print- und Internet vorsieht. Und bereits vor den großen Übernahmen hatten Verlagshäuser ihre Internetaktivitäten deutlich ausgebaut und verzeichneten eine kräftige Zunahme der dort generierten Werbeeinnahmen.

Auch Helsingin Sanomat konnte 2017 seine Verbreitung nach jahrelangem Rückgang erstmals wieder steigern: Der weitere Rückgang der Printauflage wurde durch neue Online-Abonnenten aufgefangen. Mittlerweile beziehen nach Unternehmensangaben 27 Prozent der Abonnenten nur die digitale Ausgabe der Zeitung.

Im selben Maße, wie Verlagshäuser und Privatfernsehanstalten ihre Position im Internet stärken, wächst die Kritik an der steuerfinanzierten Rundfunkanstalt Yle, die mit ihren online angebotenen kostenlosen Nachrichten und Filmen den Privatunternehmen Konkurrenz macht.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen): Platz 2 (2020)

Stand: April 2020
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