Irland: Hohe Medienkonzentration

Die Medienlandschaft der Republik Irland zeichnet sich durch eine starke Medienkonzentration aus, die besonders im Printbereich hoch ist. Fast die Hälfte des Marktes für Tages- und Sonntagszeitungen befindet sich in der Hand der Independent News and Media Group (INM). Ihr Flaggschiff ist die am meisten gelesene Tageszeitung des Landes, The Irish Independent. Im Juli 2019 übernahm das belgische Medienunternehmen Mediahuis die INM-Gruppe.

Irish-Independent-Straßenverkäufer in Dublin im März 2016. (© picture alliance / NurPhoto / Artur Widak)
Irish-Independent-Straßenverkäufer in Dublin im März 2016. (© picture alliance / NurPhoto / Artur Widak)
Auch die Konkurrenz von Mediahuis ist stark konzentriert: Irlands älteste Tageszeitung, die 1859 gegründete The Irish Times, übernahm im Jahr 2018 die viertgrößte Tageszeitung des Landes, Irish Examiner. Reporter ohne Grenzen sehen dennoch eine leicht positive Entwicklung zu mehr Pluralismus und Wettbewerb. Lange wurde die INM-Gruppe durch den Geschäftsmann Denis O’Brien dominiert, der fast 30 Prozent der INM-Anteile besaß, bis er diese 2019 an Mediahuis veräußerte. 2021 verkaufte er außerdem die Medienholding Communicorp, der mehrere Radiostationen gehören, an die deutsche Bauer-Gruppe.

Der Printmarkt leidet in Irland unter dem Rückgang der Leser und der Werbekunden. Im Dezember 2022 schloss Mediahuis sein Druckhaus in Newry, wo bis dato The Irish Independent, Belfast Telegraph, The Herald und zahlreiche lokale Zeitungen gedruckt wurden. Als Grund der Schließung gab Mediahuis an, man wolle sich auf das digitale Geschäft fokussieren.

Der Onlinemarkt wächst hingegen und auch die Bereitschaft, für digitale Abonnements zu zahlen: 16 Prozent der Iren zahlten im Jahr 2022 für Online-Nachrichten.

Die Iren sind überdies begeisterte Radiohörer: Fast 80 Prozent der Bevölkerung hören täglich einen der englisch- oder gälischsprachigen Sender.

RTE (Raidió Teilifís Éireann) ist die halbstaatliche öffentlich-rechtliche Rundfunkgesellschaft. Sie betreibt verschiedene Radio- und Fernsehsender, ist aber auch online sehr präsent. Die Angebote von RTE werden durch eine Rundfunkgebühr und Werbung finanziert. Der Sender ist wie die BBC im benachbarten Großbritannien finanziell stark unter Druck geraten.

Gälische Medien sind die Ausnahme und werden meist staatlich subventioniert, um den Erhalt der irischen Landessprache zu fördern, die nur noch von 40 Prozent der Bevölkerung beherrscht wird. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen TG4 und sechs Radiostationen senden ausschließlich auf Gälisch. Im Dezember 2008 wurde jedoch die letzte gälischsprachige Tageszeitung, LáNua, eingestellt.

Dem angelsächsischen Vorbild des liberalen Medienmodells folgend haben politische Parteien in Irland kaum Einfluss auf die Presse. Traditionell stehen kommerzielle Interessen im Vordergrund.

Sowohl in der Republik Irland als auch in Nordirland sind britische Medien weit verbreitet, die ihren Inhalt geringfügig einem irischen Publikum anpassen.

Der 30 Jahre währende Nordirlandkonflikt zwischen pro-britischen Unionisten und pro-irischen Republikanern sorgte zeitweise für Einschränkungen der Pressefreiheit, von denen besonders die Republik Irland betroffen war. Seit der Konflikt mit dem Karfreitagsabkommen 1998 weitgehend beigelegt wurde, ist die Pressefreiheit garantiert.


Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen): Platz 2 (2023)

Stand: April 2023
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