Schweiz: Synergie als Gebot der Stunde

Die Informationen in den Schweizer Medien stammen aus immer weniger Redaktionen. Der Spardruck zwingt zur Konzentration – und führt zur Entdeckung neuer Verwertungskanäle.

Steht für den Rechtsruck in Schweizer Medien: Roger Köppel, Verleger und Chefredakteur der Weltwoche und SVP-Abgeordneter.
Steht für den Rechtsruck in Schweizer Medien: Roger Köppel, Verleger und Chefredakteur der Weltwoche und SVP-Abgeordneter.
Globale Internetgiganten wie Facebook und Google machen den Schweizer Medien Konkurrenz, denn der Medienkonsum verlagert sich immer mehr ins Netz. Die Verlage haben deshalb mit stark erodierenden Werbeeinnahmen zu kämpfen. Dieser Trend verschärft die Medienkonzentration. Zentralredaktionen werden geschaffen und versorgen verschiedene Regionalredaktionen mit Informationen und journalistischen Inhalten.

Im Oktober 2018 haben NZZ Regionalmedien (u. a. St. Galler Tagblatt, Luzerner Zeitung) und AZ Medien (u. a. Aargauer Zeitung) ihren Zusammenschluss zu CH Media vollzogen, einem Unternehmen mit etwas über 2.000 Mitarbeitern. Bald darauf vollzog CH Media erste Umstrukturierungsmaßnahmen: Sonntagszeitungen (Ostschweiz am Sonntag sowie Zentralschweiz am Sonntag) wurden eingestellt, verschiedene Ressorts zentral gebündelt. Rund 200 Stellen wurden insgesamt abgebaut.

Zuvor hat schon Tamedia, die größte private Mediengruppe des Landes (u. a. Tages-Anzeiger, Der Bund, Tribune de Genève) Redaktionen zusammengelegt. Seitdem werden ihre Zeitungen von nur noch zwei Zentralredaktionen bedient, einer deutsch- und einer französischsprachigen. Das Medienhaus wurde zu einer Holding umstrukturiert und nennt sich jetzt TX Group. Die Verlage sehen die Zentralisierungsmaßnahmen als Gewinn an Unabhängigkeit. Sie argumentieren, dass eine große Redaktion mehr Schlagkraft besitze als viele kleine Redaktionen, die dem wirtschaftlichen und politischen Druck weniger gewachsen seien.

Doch Zusammenlegungen sind nur eine Antwort auf die schwächelnden Werbeeinnahmen. Medienunternehmen fokussieren außerdem zunehmend auf Audio- und Bewegtbild-Inhalte. CH Media hat 2019 die 3-Plus-Gruppe aufgekauft und ist mit eigenen Regionalsendern die klare Nummer Eins auf dem Schweizer Privatfernsehmarkt. Dazu kommen verschiedene regionale Radiostationen. Ende desselben Jahres hat das Unternehmen 20 Minuten, das unter diesem Namen ein Online-Musikradio und Gratiszeitung anbietet und zur TX Group gehört, den Radiosender Planet 105 übernommen. Und auch renommierte Verlage wie die Neue Zürcher Zeitung setzen auf digitale Inhalte und produzieren nun zum Beispiel auch Podcasts. Mit Blick TV will auch Ringier im Bewegtbild-Markt mitmischen: Rund 50 Vollzeitstellen wurden für das Online-Fernsehen geschaffen, das 2020 seinen Betrieb aufgenommen hat.

Auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist im Umbruch: Noch im März 2018 scheiterte der Versuch, dem Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) durch eine Volksabstimmung zur Abschaffung der Rundfunkgebühren ("No Billag") die Finanzierungsgrundlage zu entziehen. Angesichts des Drucks wurde anschließend ein straffes Sparprogramm angekündigt. Dieses zwingt das Medienhaus zu einem Rückbau des Programms.

Rangliste der Pressefreiheit (Reporter ohne Grenzen): Platz 8 (2020)

Stand: April 2020

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