Habeck sagt Twitter und Facebook Bye-bye

Robert Habeck, einer der Chefs der Grünen in Deutschland, hat seine Profile bei Facebook und Twitter gelöscht. Er begründete dies damit, dass Twitter ihn dazu bringe, "aggressiver, lauter, polemischer und zugespitzter zu sein", als er wolle. Habeck wolle außerdem seine Daten besser schützen, da er eines der Opfer des großen Hackerangriffs war. Kommentatoren diskutieren, ob sein Schritt richtig ist.

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Tages-Anzeiger (CH) /

Ein weinerlicher Rückzug

Der Tages-Anzeiger findet den Rückzug des Grünen-Chefs falsch:

„Schuld ist in den Augen von Habeck … nicht Habeck, der Mensch, der Bürger, der Politiker. Schuld am Malaise, das ihn vertreibt, sind andere: Twitter, Hacker, Trolle, Kritiker, die sich möglicherweise im Umgangston vergriffen haben. Man fragt sich: Wer hat Habeck je daran gehindert, vor dem Posten nachzudenken? Wer zwingt ihn zur Polemik? Und wer verbietet ihm, unangemessene Angriffe einfach zu ignorieren? Nein, dieser Rückzug ist nicht konsequent, sondern weinerlich. Digitale Medien sind eine Tatsache, sie sind nützlich, und wir alle, ob Politiker oder nicht, sind selber zuständig dafür, wie wir damit umgehen.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Twitter ist ein garstiges Medium

Für die Entscheidung, sich von Twitter zurückzuziehen, kann die Neue Zürcher Zeitung hingegen auch Verständnis aufbringen:

„In Wahrheit ist vieles zutreffend, was Habeck schreibt. Twitter ist ein garstiges Medium. Die Reflexe, die der Grünen-Chef beschreibt und bei sich selbst beobachtet hat, dürften niemandem, der den Dienst benutzt, fremd sein: die Freude über Zustimmung, der Ärger über unfairen Widerspruch. Und der Impuls, Kritikern schnell und in gleicher Tonlage zu antworten. Twitter reizt tatsächlich wie kein zweites Medium zur Zuspitzung, und es animiert zur Lagerbildung. Die Reduktion politischer Inhalte auf sogenannte Social-Media-Kacheln - knackige Statements, die binnen Sekunden konsumiert und weiterverbreitet werden - ist nur eine Konsequenz. Eine andere ist die Tendenz mancher Politiker (und Journalisten), sich selbst auf eine Art Kachel-Format zu reduzieren.“