Noch ist unklar, ob sich die EU-Staaten beim Gipfel ab Donnerstag auf einen Vorschlag für die Präsidentschaft der Kommission einigen können. Gleichzeitig herrscht im neu gewählten EU-Parlament Zeitdruck bei der Fraktionsbildung. Die Namenslisten müssen am 15. Juli vorliegen, wenn die Fraktionen bei der konstituierenden Sitzung am Folgetag anerkannt werden sollen. Europas Presse beobachtet die Verhandlungen auf allen Ebenen.

In der russischen Kaukasus-Republik Dagestan haben Terroristen am Sonntag in den Großstädten Derbent und Machatschkala Kirchen, Synagogen und die Polizei angegriffen. Dabei gab es 21 Tote, 16 davon Polizisten. Die fünf Angreifer, darunter zwei Söhne und ein Neffe eines lokalen Verwaltungschefs, wurden erschossen. Gouverneur Melikow machte "ausländische Kräfte" für den Anschlag verantwortlich. Inzwischen wurde der Alarmzustand aufgehoben.

In Polen ist wegen mehrerer Regierungsvorhaben eine breite Debatte über den Stellenwert traditioneller Werte im Gange: Die Regierungskoalition von Donald Tusk plant unter anderem Kürzungen beim katholischen Religionsunterricht an Schulen, überarbeitet Lehrpläne und verhandelt über die Einführung eingetragener Partnerschaften für homosexuelle Paare. Ein Blick in Polens Presse gibt eine Ahnung der umfassenden Kontroverse.

Nach der Parlamentswahl vom 9. Juni droht die Regierungsbildung in Bulgarien erneut zu scheitern. Die konservative Gerb-Partei von Ex-Premier Bojko Borissow kann zusammen mit der zweitstärksten türkischen Minderheitenpartei DPS keine Mehrheit bilden. Die Suche nach einem dritten Koalitionspartner gestaltet sich schwierig. Die Landespresse spart nicht mit Kritik.

Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Frankreich ist seit der Eskalation in Nahost deutlich gestiegen. Nun sorgten die Vergewaltigung und antisemitische Beschimpfung einer Zwölfjährigen für Entsetzen. Die Positionierung zur Judenfeindlichkeit wird vor diesem Hintergrund zum Wahlkampfthema. Mehrere Stimmen bezichtigen Israel-kritische Vertreter des neuen Linksbündnisses NFP des Antisemitismus. Europas Presse ist besorgt.

Tschechiens Ex-Premier Andrej Babiš hat den Austritt seiner Ano-Bewegung aus der liberalen Renew-Fraktion des Europäischen Parlaments erklärt. Als Grund nannte er vor allem Meinungsdifferenzen bei den Themen Green Deal und Migration. In der Presse und sozialen Medien wird nun spekuliert, ob Babiš mit der derzeit fraktionslosen Fidesz-Partei von Orbán und Ficos Smer eine neue souveränistische Parlamentsgruppe gründen könnte.

Nachdem Nordkorea und Russland einen militärischen Beistandspakt geschlossen haben, erwägt Südkorea offenbar, der Ukraine Militärgüter zur Verfügung zu stellen. Das berichten südkoreanische Nachrichtenagenturen. Bisher liefert das Land grundsätzlich keine Waffen in Kriegsgebiete. Für Kommentatoren ist diese Nachricht bei weitem nicht nur eine Randnotiz.

Am 23. Juni 2016 stimmten die Briten in einem Referendum für den Austritt aus der Europäischen Union. Am 31. Januar 2020 wurde die Scheidung dann nach vielen Verhandlungen und langem Hin und Her endgültig vollzogen. Kommentatoren beleuchten den folgenschweren Entschluss vor allem vor dem Hintergrund der vorgezogenen britischen Parlamentswahl am 4. Juli.

Nach Ungarn und der Slowakei hat am Donnerstag auch Rumänien als letzter Nato-Mitgliedsstaat bekanntgegeben, die Wahl Mark Ruttes zum neuen Generalsekretär zu unterstützen. Auch Rumäniens Präsident Klaus Iohannis hatte für die Nachfolge des nach zehn Jahren zurücktretenden Jens Stoltenberg kandidiert. Europas Presse ist zuversichtlich, dass der scheidende niederländische Premier Rutte der Richtige für den Posten ist.

Verschärfung des Tons zwischen Israel und der islamistischen libanesischen Hisbollah-Miliz: Die israelische Armee erklärte, Pläne für ein mögliches Eingreifen im Libanon genehmigt zu haben. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah drohte indes, Zypern werde "Teil des Kriegs", sollten zyprische Häfen und Flughäfen für Angriffe genutzt werden – eine Option, die Nikosia umgehend ausschloss. Europas Presse ordnet ein.

Die EP-Abgeordneten der ungarischen Newcomer-Partei Tisza sind – einschließlich des Parteichefs Péter Magyar – in die EVP-Fraktion aufgenommen worden. Die Parlamentarier der Fidesz-Partei von Ungarns Premier Viktor Orbán stehen hingegen fraktionslos da. Bemühungen um eine Aufnahme in die rechtskonservative EKR-Fraktion verliefen offenbar erfolglos. Kommentatoren schauen auf die veränderte Lage.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un besucht. In Pjöngjang unterzeichneten sie einen "Partnerschaftsvertrag" über enge Zusammenarbeit und gegenseitige militärische Beistandsverpflichtung. Unklar bleibt, inwieweit auch eine militärisch-technische Kooperation Teil der Abmachungen ist. Europas Presse ahnt jedenfalls nichts Gutes.

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