Schweden verabschiedet neues Selbstbestimmungsgesetz

Schweden hat am Mittwoch ein liberaleres Gesetz zur Selbstbestimmung der Geschlechtsidentität verabschiedet. Trans Menschen brauchen zur Änderung ihres Geschlechtseintrags im Pass keine aufwändige psychologische Diagnose mehr, sondern nur ein ärztliches Gutachten. Zudem ist eine Änderung – mit Erlaubnis der Eltern – jetzt auch für Jugendliche ab 16 möglich. Erwachsene brauchen für geschlechtsangleichende Eingriffe keine Genehmigung vom Gesundheitsamt mehr.

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Aftonbladet (SE) /

Konservative Wähler werden darüber hinwegkommen

Das sozialdemokratische Aftonbladet lobt den konservativen Premier Ulf Kristersson dafür, dass der das Gesetz gegen den Willen seiner Wähler durchgebracht hat. Laut Umfragen waren nämlich 85 Prozent davon gegen den Vorschlag:

„Kristersson geriet etwas ins Stocken, als er seine Bedenken gegenüber einer Senkung der Altersgrenze auf 16 Jahre zum Ausdruck brachte. Aber er hat die Partei dazu gebracht, ihn zu unterstützen, und das ist bewundernswert. Mit der Zeit werden es auch die Wähler tun. ... Das Leben für trans Menschen wird ein wenig einfacher, Schweden wird offener. Ulf Kristersson sollte sich dafür nicht schämen.“

The Spectator (GB) /

Einfach überforderte Politiker

Die Erklärung dafür, dass Kristersson dieses Gesetz durchwinkt, ist für The Spectator so schlicht wie deprimierend:

„Warum sollte sich ein Politiker über die Wünsche seiner eigenen Wähler hinwegsetzen, um ein Gesetz zu verabschieden, von dem er selbst sagt, dass er es nicht mag, und das auch noch im Namen seiner politischen Gegner, die dem Gesetz selbst höchstens lauwarm gegenüberstehen? Kristersson ist bei weitem kein Doppelagent und das ist auch keine Verschwörung, sondern sein Verhalten ist wahrscheinlich nur Teil eines viel größeren politischen Unwohlseins im westlichen konservativen Denken. Im Moment scheinen die massiven Probleme, die unerfüllten Versprechen und die Krisen, für die es keine Lösung zu geben scheint, so überwältigend zu sein, dass unsere Politiker beinahe ... aufgeben.“

Expressen (SE) /

Hier wird jugendliche Verwirrung zum Gesetz

Hanif Bali, ehemaliger Abgeordneter von Kristerssons Regierungspartei Moderata samlingspartiet, findet es in Expressen falsch, dass der Einfluss der Eltern zurückgedrängt wird:

„Wenn Sie also Ihre Tochter daran hindern, tiefer in ein geschlechterideologisches Kaninchenloch vorzudringen, besteht die Gefahr, dass dies kriminalisiert wird. Wer, wenn nicht das Gesundheitssystem oder die Eltern, sorgen dafür, dass 80 bis 90 Prozent dieser jungen Menschen die 20-Jahres-Marke überschreiten, ohne unnötigerweise dauerhaft lebensverändernde Entscheidungen treffen zu müssen? Hat die Jugend von heute nicht das Recht, mit Lachen auf ihre verwirrte Trans-Jugend zurückzublicken? ... Die Antwort auf diese Fragen ist Ulf Kristersson schuldig.“