Venezuela: Kritik an Wiederwahl Maduros

Inmitten einer schweren Wirtschaftskrise ist Venezuelas Präsident Nicolás Maduro im Amt bestätigt worden. Beobachtern zufolge war es jedoch keine freie und faire Wahl. Die Opposition erkennt die Abstimmung nicht an, die USA reagierten mit neuen Sanktionen. Wie muss das Ausland mit Venezuela umgehen?

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Frankfurter Allgemeine Zeitung (DE) /

Sanktionen müssen auf Führungsriege abzielen

Der Druck auf die Regierung in Caracas muss erhöht werden, fordert der Lateinamerika-Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Tjerk Brühwiller:

„Et­li­che Re­gie­run­gen in Eu­ro­pa und Ame­ri­ka ha­ben das Spiel von Prä­si­dent Ma­du­ro und sei­ner teils in schwe­re De­lik­te ver­strick­ten En­tou­ra­ge durch­schaut und wei­gern sich, die Schein­wahl an­zu­er­ken­nen. Nach dem A muss nun das B in Form wei­te­rer Sank­tio­nen fol­gen - nicht in­dem man dem Land den Hahn zu­dreht, son­dern der Füh­rungs­rie­ge der so­zia­lis­ti­schen Par­tei, der Staats­be­trie­be und der Ar­mee. Die­se gönnt sich mit ih­ren wie auch im­mer er­wirt­schaf­te­ten Ver­mö­gen ein Le­ben in Saus und Braus, wäh­rend das Volk hun­gert. Be­raubt man sie ih­rer Pri­vi­le­gi­en, hält das Re­gime nichts mehr zu­sam­men.“

Upsala Nya Tidning (SE) /

Ein Ersatz für Kuba und die Sowjetunion

Einen Blick zurück wirft Upsala Nya Tidning und stellt fest, dass Europa Maduros Vorgänger verherrlicht hatte:

„Seit Chavez 1998 in Venezuela an die Macht kam, war das Land eine Art Paradebeispiel in der politischen Debatte in Schweden und anderen europäischen Ländern. Chavez war so etwas wie der Ersatz für die gefallene Sowjetunion und das verfallene Kuba. Seht her, ein Politiker, der sich mit der US-amerikanischen Weltordnung anlegt und die Gewinne dem Volk zufließen lässt. Klar, dass man ihn in sein Herz schließt. In Schweden ist es jetzt nur noch die äußerste Linke, die nicht einsieht, dass die sozialistische Revolution völlig zusammengebrochen ist und die Bevölkerung in Venezuela leiden muss. Gleichzeitig herrscht allerdings (wie zuvor in Osteuropa) die Auffassung, dass die Ideen an und für sich richtig waren, aber dass Maduro alles zerstört hat.“