Empörung in Griechenland: Mord-Urteil revidiert

Der wegen Mordes verurteilte Polizist Epaminondas Korkoneas ist aus dem griechischen Gefängnis entlassen worden. Weil er 2008 den 15-jährigen Alexandros Grigoropoulos erschoss, war er ursprünglich zu lebenslanger Haft verurteilt worden. In einem neuen Urteil wurde nun als mildernder Umstand das straffreie Vorleben anerkannt. Legitimiert das Urteil Gewalt?

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To Vima (GR) /

Erkennen die Richter die Gefahr nicht?

Die Strafmilderung für Korkoneas ist genau das falsche Signal, findet To Vima Online:

„Es scheint, dass einige die historische Bedeutung bestimmter Ereignisse nicht verstehen. Die Ermordung von Alexandros Grigoropoulos war kein 'unglücklicher Moment' eines Polizisten. … Sie war Symptom einer tiefen, autoritären und sehr gefährlichen Mentalität, die in der griechischen Polizei noch immer existiert und die sich oft gegen Jugendliche richtet. … Einige vergessen heute die großen Proteste, die es damals in jeder griechischen Stadt gab. Sie vergessen die Wellen der Wut in Athen. Sie vergessen, dass es damals zu einer wahren gesellschaftlichen Explosion kam. Deshalb wäre die exemplarische Bestrafung von Korkonea wichtig. … Manchmal muss die Botschaft gesendet werden, dass einige Handlungen extrem streng bestraft werden, weil sie einer sehr gefährlichen Logik folgen.“

TVXS (GR) /

Man darf an der Gleichheit vorm Gesetz zweifeln

In diesem Fall hätten die strafmildernden Umstände nicht zum Tragen kommen dürfen, argumentiert der Anwalt Thanasis Kampagiannis, dessen Facebook-Post das Portal TVXS zitiert:

„Das Gericht hatte einen Polizisten vor sich. Dessen Strafregister muss sauber sein [als Zulassungsbedingung zum Beruf]. ... Das Gericht sendet die Botschaft aus, dass es die Gewalt eines Polizeibeamten toleriert, der vorsätzlich und geplant einen 15-jährigen Schüler ermordete. … Jeder Bürger, auch derjenige der keine Ahnung vom Gesetz hat, hat das Recht zu fragen: Würde dasselbe Gericht dieselbe Nachsicht gelten lassen, wenn ein Bürger einen Polizeibeamten ermordet? Und was würden die Angehörigen und Kollegen des verstorbenen Polizisten in einem ähnlichen Fall wirklich denken?“