Zum Tod von Rumäniens Alt-Präsident Ion Iliescu
Ion Iliescu, Rumäniens erster postkommunistischer Präsident, ist am 5. August im Alter von 95 Jahren verstorben. Am heutigen Donnerstag wird er in einem Staatsakt feierlich beigesetzt. Gegen ihn liefen bis zuletzt Ermittlungen, da die Staatsanwaltschaft ihm im Lauf der Revolution 1989 begangene Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorwarf. Die Landespresse bewertet seine historische Rolle widersprüchlich.
Er verdient kein Staatsbegräbnis
G4Media fragt, ob Iliescu eine Beisetzung mit allen Ehren verdient hat:
„Die vernünftige Antwort ist: nein. Ein Politiker, der Rumänien so viel Schaden zugefügt hat, verdient keine Ehren. ... Ion Iliescu war nie ein nationaler Anführer im wahrsten Sinne des Wortes, sondern ein Politiker, der zu Gewalt griff, als er seine Kontrolle entgleiten sah, um sich an der Macht zu halten. Er hat über hundert Tote und Tausende von Verletzten der Revolution auf dem Gewissen, einige Tote und Hunderte von Verletzten der Bergarbeiter-Unruhen, und seinetwegen hat eine große Zahl von Rumänen beschlossen, das Land zu verlassen. Er hat die Revolution vereinnahmt und Rumänien mehr als ein Jahrzehnt lang aufgehalten.“
Nicht besser oder schlechter als das Volk
Für Libertatea war Iliescu ein Abbild der rumänischen Gesellschaft:
„Ion Iliescu hat auch Gutes getan. Er ist nicht unbeteiligt an der Wahrung der territorialen Integrität Rumäniens in den 1990er Jahren. Sein größtes Verdienst: dass er die euro-atlantischen Geschicke des Landes akzeptiert hat. Die Demokratie begann in Rumänien de facto im Jahr 1996, als Iliescus Partei die Wahlniederlage akzeptierte und einen Schritt zurücktrat. Das ist eine Realität. Aber seine Fehler an der Spitze des Landes waren weitaus zahlreicher. Doch am gravierendsten ist nach seinem Tod, dass Iliescu weder schlechter noch besser war als das Volk, das ihn hervorgebracht, gewählt, vergöttert oder gehasst hat. Iliescu war - mit seinem breiten und oft falschen Lächeln - ein Spiegel.“