EU will Gentechnik-Regeln lockern

In der EU zeichnet sich eine Lockerung für die Kennzeichnungspflicht von gentechnisch veränderten Lebensmitteln ab. Unterhändler von EU-Parlament und Mitgliedsstaaten haben sich darauf geeinigt, dass Produkte, bei denen keine artfremden Gene eingeführt, sondern nur vorhandene Gene "umgebaut" werden, nicht mehr entsprechend ausgewiesen werden müssen. Welche Konsequenzen hat das?

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Der Standard (AT) /

Nötige Anpassung an den Klimawandel

Der Standard befürwortet die Lockerung wegen ökologischer und ökonomischer Vorteile:

„Der potenzielle Nutzen ist groß: Mithilfe der Genschere lassen sich Pflanzen besser und schneller an Klimastress anpassen oder resistenter gegen Krankheiten machen, wodurch wiederum Pestizide reduziert werden könnten. Darauf zu verzichten, wäre in Zeiten des Klimawandels unverantwortlich. Forschende können damit auch gezielt Allergene verringern oder den Nährstoffgehalt verbessern. Erst die Liberalisierung erlaubt es aber überhaupt, solche Pflanzen in Europa im Feldversuch anzubauen. Viele andere Länder haben hier einen großen Vorsprung.“

taz, die tageszeitung (DE) /

Aus sozialer Sicht ungerecht

Die Einigung geht vor allem zulasten der Verbraucher, kritisiert die taz:

„Viele werden künftig Lebensmittel aus solchen [gentechnisch modifizierten] Pflanzen essen, ohne dass sie davon erfahren. ... Das ist auch aus sozialer Sicht ungerecht. Wer es sich leisten kann, hat noch die Möglichkeit, auf Bioprodukte auszuweichen, in denen Gentechniksorten verboten bleiben. Wer diese teureren Lebensmittel nicht bezahlen kann, hat kaum noch die Möglichkeit, sogenanntes Genfood zu vermeiden.“

Salzburger Nachrichten (AT) /

Kurskorrektur ist ein kleines Wunder

Für die Salzburger Nachrichten ist entscheidend, dass Lebensmittel für die Konsumenten gesund bleiben:

„Die Diskussion darüber, wie wir mit den Fortschritten in der Gentechnik umgehen, war in den vergangenen Jahrzehnten zum Teil ideologisch stark überfrachtet. Hier die gute und vielfach kritiklos hingenommene Gentechnik in der Medizin, dort die böse und letztlich überregulierte Gentechnik in der Landwirtschaft. So gesehen ist es fast ein kleines Wunder, dass jetzt auf EU-Ebene eine von vielen Stimmen in der Wissenschaft schon lange geforderte Kurskorrektur stattfinden soll. ... Entscheidend dabei ist, dass die Interessen der Konsumenten und die Forderung nach gesunden Lebensmitteln nicht vernachlässigt werden.“