Argentinien: Massa schlägt Rechtspopulist Milei

Eher unerwartet hat der peronistische Wirtschaftsminister Sergio Massa die erste Runde der argentinischen Präsidentschaftswahlen gewonnen. Im August hatte der Vorwahl-Sieg des Rechtspopulisten Javier Milei, der die Zentralbank abschaffen will und den Klimawandel leugnet, international Besorgnis ausgelöst. Vor der Stichwahl zwischen den beiden sehen Kommentatoren aber wenig Grund zur Erleichterung.

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El País (ES) /

Vorläufige Absage an den Messianismus

El País hofft auf die demokratischen Kräfte:

„Mileis Wähler sind überwiegend männlich und sehr jung. Seine aufrührerische Rede richtete sich an diejenigen, die die Strukturen des Systems sprengen wollen. ... Die Wahlergebnisse zeigten jedoch, dass der Einsatz einer Kettensäge in der argentinischen Gesellschaft nur begrenzte Popularität genießt. .... Massa trägt einen enormen Ballast. ... Gegen die Inflation, die wachsende Armut, den Rückgang des BIP hat er als Wirtschaftsminister keine Lösungen gefunden. Eine Wirtschaftskrise ist aber kein Grund für radikale Lösungen, die den Grundkonsens gefährden. ... Argentinien hat dem Messianismus zumindest vorerst eine Grenze gesetzt. Es ist wichtig, dass diese Grenze in der Stichwahl gesichert wird.“

El Mundo (ES) /

Zweite Runde ohne Stimme der Vernunft

El Mundo hält von beiden verbliebenen Kandidaten wenig:

„Argentinien steckt seit Sonntag zwischen zwei Populismen fest: ... Dem korrupten Peronismus, der seit 16 Jahren wirtschaftlich und sozial versagt, und einem ultraliberalen Anti-System-Experiment, das die [politische] 'Kaste' ein für alle Mal vertreiben will. ... Schlüssel zum Erfolg Sergio Massas war ein effektiver Wahlkampf, in dem er die Milei-Gegner mobilisierte und sich unberechtigterweise als Kandidat der Mäßigung präsentierte. ... In der zweiten Runde müssen sich die Wähler zwischen Protest und Angst entscheiden. Es fehlt die Stimme der Vernunft, mit der das Land aus dem Loch käme, in das es der Peronismus gestürzt hat.“