Schweden: VIP-Bodyguards teilen private Daten
Leibwächter der schwedischen Sicherheitspolizei Säpo haben die Jogging-Routen unter anderen von Premier Ulf Kristersson und König Carl XVI. Gustaf in der Fitness-App Strava geteilt. Mit den Daten sind beispielsweise Rückschlüsse auf private Wohnadressen und Reiseaktivitäten möglich. Kommentatoren der Landespresse sehen gravierende Probleme.
Manche Fehler dürfen nicht passieren
Svenska Dagbladet verweist auf den Schwachpunkt Mensch:
„Innerhalb der Behörde müssen jetzt ernsthafte Fragen gestellt und Rechenschaft eingefordert werden. Fehler wie dieser dürfen einfach nicht passieren. Aber die lächerliche Banalität der Enthüllung bietet auch wertvolle Lektionen. Auch große Institutionen machen einfache Fehler, und die Informationen, mit denen sie umgehen, sind nur so sicher wie das schwächste Glied in der Kette. Dies ist einer der Gründe, warum es uns nicht unbedingt sicherer macht, wenn wir ihnen mehr Befugnisse, mehr Informationen und mehr Zugang zu Unterlagen geben. Menschen werden nie perfekt sein. Das gilt auch für Menschen mit wichtigen öffentlichen Aufgaben.“
Untragbare Naivität in Führungsetagen
Aftonbladet sieht ein grundsätzliches Problem:
„Nur wenige Schweden können von sich behaupten, dass sie sich digital gut abgesichert haben. Es ist einfach, für alles dasselbe Passwort zu haben. Die meisten Leute kommen mit ihrer Nachlässigkeit ungeschoren davon. Das Problem ist, dass die gleiche Art von Naivität und Sorglosigkeit auch in Schwedens Führungsetagen anzutreffen ist. Schwedens Sicherheit steht auf dem Spiel. Es ist ein kultureller Wandel erforderlich. Mit einem besseren Verständnis dafür, wie Risiken und Gefährdungen in der digitalen Gesellschaft funktionieren. Alles kann gegen dich verwendet werden. Schweden braucht Vorbilder, die den Weg weisen können. Schade, dass weder die Säpo noch die Regierung welche sind.“
Die kleinen Aufpasser dienen nicht uns
Dagens Nyheter fordert, den Blick zu weiten:
„Nicht Strava ist das Problem, sondern wir. 30 Jahre nachdem das Internet allgegenwärtig wurde, sind wir immer noch naiv gegenüber seiner Macht. In vielerlei Hinsicht sind wir jetzt sogar noch schlechter dran, da das Internet von einigen wenigen Megakonzernen übernommen wurde, die von den Launen einer Handvoll unvorstellbar reicher Eigentümer kontrolliert werden. Das ist die tiefere Lektion, die wir lernen müssen: dass der kleine mobile Aufpasser, dem wir alles anvertrauen, nicht in erster Linie uns dient.“