Genua weiht neue Brücke ein

Knapp zwei Jahre nach dem Einsturz der Autobahnbrücke Ponte Morandi, bei dem 43 Menschen starben und Hunderte verletzt wurden, weiht Genua am heutigen Montag eine neue Brücke ein. Sie wurde von dem aus der Stadt stammenden Stararchitekten Renzo Piano entworfen. Kommentatoren stimmen in den Jubel über den Rekordbau ein, werfen aber auch einen mahnenden Blick auf das Unglück.

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Corriere del Ticino (CH) /

Ein Geschenk für die Genuesen

Traumhaft schön ist der Neubau für Corriere del Ticino:

„Von der Walter-Fillak-Straße aus gesehen, unter der sengenden Sonne des Hochsommers, wirkt der imposante, 1.067 Meter lange Beton- und Stahlgigant mit seinen 19 Spannweiten, getragen von 18 gigantischen Pylonen, noch wie ein abstraktes Modell, das in der Höhe schwebt. Doch heute wird es zur Taufe hergerichtet. ... Zwei Jahre Arbeit im Eiltempo unter Beteiligung von über tausend Technikern und Arbeitern aus der ganzen Welt, um das Projekt des Architekten Renzo Piano für den Ersatz der Morandi-Brücke zu verwirklichen, die wegen mangelnder Wartung zerbrochen war, sind das schönste Geschenk, das sich die Genuesen erhoffen konnten. Vor allem in so kurzer Zeit, trotz des Coronavirus-Notstands.“

Corriere della Sera (IT) /

Die Geschichte begann mit einem Unglück

Am Tag der Einweihung darf man die Tragödie vor zwei Jahren nicht vergessen, mahnt Corriere della Sera:

„In einem Land, das per definitionem ein kurzes Gedächtnis hat, gibt es eine zunehmende Tendenz, eine Geschichte in einzelne Momente zu zerlegen, in dem Versuch, nur die erbaulichsten oder bequemsten Aspekte hervorzuheben. Aber die Geburt der neuen Brücke in Genua ist eine direkte Folge des Todes der alten Morandi-Brücke, die in sich zusammenbrach und 43 Menschenleben mit sich riss - Menschen, die an jenem regnerischen Tag vor [dem italienischen Feiertag] Ferragosto zur Arbeit fuhren, von der Arbeit zurückkehrten oder in den Urlaub fahren wollten. … Wer diese Geschichte erzählt, muss also mit jenem Morgen des 14. August 2018 beginnen.“