EU will Gentechnik-Regeln für Pflanzen lockern

Die EU-Kommission will den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft erleichtern. Konkret geht es um Pflanzen, die mittels Genom-Editierung auf eine Art verändert wurden, die auch durch herkömmliche Züchtungsmethoden möglich wäre. Sie sollen von den für andere Designer-Pflanzen weiterhin geltenden Gentechnik-Regeln ausgenommen werden. Damit würde auch die Kennzeichnungspflicht entfallen.

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Salzburger Nachrichten (AT) /

Keine Frankenstein-Technik mehr

In die betreffenden Nutzpflanzen werden keine fremden Gene eingesetzt, argumentieren die Salzburger Nachrichten:

„Die neuen Methoden haben mit den alten Frankenstein-Gespenstern nichts mehr gemein. In Obst, Gemüse oder Getreide werden keine fremden Gene mehr eingepflanzt. Es kann mittlerweile punktgenau umgebaut werden - das Resultat ist von einer üblichen Kreuzung oder natürlichen Mutation wissenschaftlich nicht zu unterscheiden. Derart entstandene Pflanzen sollen von den strengen Vorschriften ausgenommen werden. Keine Kennzeichnung mehr, keine Zulassungsprüfung, keine nationalen Anbauverbote.“

taz, die tageszeitung (DE) /

Den Verbrauchern die Wahlfreiheit lassen

Die taz lehnt den Vorschlag ab:

„Denn er nimmt den VerbraucherInnen die Wahlfreiheit, auf Gentechnik-Lebensmittel zu verzichten. ... Nicht alle können oder wollen sich Bioprodukte leisten, in denen Gentechniksorten verboten bleiben sollen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel ungesünder sind. Aber viele Menschen wollen sie trotzdem meiden, etwa weil sich Risiken nie völlig ausschließen lassen. Oder weil die neue Gentechnik auch dafür genutzt wird, eine umweltschädliche Landwirtschaft zu erleichtern – zum Beispiel indem Pflanzen resistent gegen Pestizide gemacht werden und nicht wie oft behauptet gegen Krankheiten.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Ein großer Wurf

Für die Neue Zürcher Zeitung heißt es nun, den Konsumenten die Vorteile der neuen Gentech-Verfahren überzeugend zu vermitteln:

„Die EU-Kommission ermöglicht mit der Deregulierung Innovationen – gerade auch bei kleinen Saatgutherstellern. Denn die modernen Gentech-Verfahren sind in den Labors etabliert, einfach zu handhaben und günstig. ... Der Entwurf könnte ... zum grossen Wurf werden. Aber dafür müssen die Wissenschaftler und Forscher auch liefern. Sie müssen nun jene GV-Pflanzen herstellen, die nicht ausschliesslich den Interessen von Firmen, sondern jenen des Naturschutzes und der Landwirte nützen. Die echte Herkulesaufgabe für alle Befürworter der modernen Zuchtverfahren wird sein, die Konsumenten von den Vorteilen moderner GV-Pflanzen zu überzeugen.“