Umstrittener Flughafenausbau in Barcelona
Kataloniens Regierungschef Salvador Illa hat am Dienstag umfangreiche Modernisierungs- und Ausbaupläne für den Flughafen Barcelona vorgestellt. Die Start- und Landebahn soll dabei in ein Naturschutzgebiet hinein verlängert werden, um Langstreckenflüge zu ermöglichen. So soll der Flughafen zum internationalen Drehkreuz werden und einen Wirtschaftsschub bringen. Überfällig für die einen, hochproblematisch für die anderen.
Infrastruktur hinkt Wirtschaftswachstum hinterher
La Vanguardia freut sich für Katalonien:
„Fünfzehn Jahre sind seit der letzten Erweiterung vergangen. ... Die Wirtschaft und der Tourismus sind gewachsen, aber die Infrastruktur ist gleich geblieben. Wichtig ist jetzt, dass wir diese lähmende Periode hinter uns lassen, die zu viele Jahre gedauert hat. ... Im letzten Jahr hat der Flughafen seine Kapazitätsgrenze von 55 Millionen Passagieren pro Jahr überschritten. Es ist zu begrüßen, dass endlich ein Projekt in Angriff genommen wird, auf das wir nicht länger warten konnten, denn die Umsetzung wird dauern. ... Die Arbeiten zur Verlängerung der Start- und Landebahn, zur Renovierung der Terminals 1 und 2 und zum Bau eines Satellitenterminals sollen im Jahr 2030 beginnen und drei Jahre später abgeschlossen sein.“
"Fortschrittsdenken" von vorgestern
El Periódico de Catalunya zeigt sich sehr kritisch:
„Mit einem unverschämten Narrativ wird versucht, die Erweiterung mit Fortschritt gleichzusetzen. Und, was noch inakzeptabler ist, mit Modernität. So wird der Eingriff in Natur und Artenvielfalt gerechtfertigt. ... Nachhaltigkeit und eine gerechte Verteilung des Reichtums passten noch nie zu Raubbau an der Natur und ungezügeltem Streben nach Gewinnmaximierung. Eine perverse Gleichung, die weit zurückreicht. Sie ist heute genauso reaktionär wie in den Jahren des 'Desarrollismo' [Entwicklungspolitik unter Franco]. ... Es ist daher zu begrüßen, dass sich soziale Bewegungen und renommierte Akademiker dagegen ausgesprochen haben und das Bewusstsein der jungen Generation für Zukunftsalternativen schärfen wollen.“
Klimanotstand erfordert maximale Umweltgarantien
El País verweist auf ökologische Nachlässigkeiten in der Vergangenheit:
„Die Verlängerung der Start- und Landebahn erhöht nicht nur die Zahl der Flüge und damit die Emissionen, sondern greift auch in zwei geschützte Feuchtgebiete ein. ... Der Plan wird von der EU geprüft werden, die über Änderungen der Grenzen der Schutzgebiete entscheiden muss. ... Der Haken an der Sache ist, dass in Europa noch eine Akte über die vergangene Erweiterung offen ist, weil damals nicht alle versprochenen Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt wurden. ... Die Erweiterung von El Prat muss mit maximalen Umweltgarantien durchgeführt werden.“