Spannungen zwischen Ankara und Moskau nehmen zu

Nach dem jüngsten Anschlag in Ankara befürchten Beobachter eine Offensive der Türkei in Syrien - und damit eine offenen Konfrontation zwischen Moskau und Ankara. Wie werden sich die beiden Länder verhalten?

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De Telegraaf (NL) /

Obama muss die Türkei in Syrien bremsen

Angesichts der zunehmenden Spannungen zwischen Russland und der Türkei in Syrien muss Obama endlich handeln, fordert die konservative Tageszeitung De Telegraaf:

„Wenn die Türken mit Unterstützung der Saudis in Syrien einmarschieren, sind sie den Launen der Russen ausgeliefert, die in der Luft Herr und Meister sind. ... Jetzt ist die Frage, wer die Türkei noch stoppen kann. Europa hat wenig Lust, den Druck auf Ankara zu erhöhen. Es braucht die Türkei, um den Zustrom von Flüchtlingen zu stoppen. Bleiben nur noch die USA ... Der amerikanische Präsident muss sich endlich voll dem Mittleren Osten zuwenden. Durch sein zurückhaltendes Auftreten ist der Konflikt in den vergangenen Jahren weiter aus dem Ruder gelaufen. Obama muss nun schnell eingreifen, um der Türkei und Russland Einhalt zu gebieten. Hier steht nicht länger die Zukunft Syriens auf dem Spiel, sondern die der ganzen Region. Und vielleicht die der ganzen Welt.“

Les Echos (FR) /

Moskau könnte Nato vor Dilemma stellen

Russlands Präsident Putin könnte es auf die Nato abgesehen haben, warnt die liberale Wirtschaftszeitung Les Echos:

„Putin, der gerne sehr offensiv pokert, könnte eine Gelegenheit entdeckt haben, um die Nato zu sprengen. Die bestünde darin, den geringsten Vorwand - vergleichbar mit der Zerstörung des russischen Kampfjets durch die türkische Luftwaffe Ende November - zu nutzen, um eine großangelegte Reaktion auf türkischem Boden zu starten. Das würde die Nato vor ein unerträgliches Dilemma stellen: Artikel 5 anwenden, und an der Seite des lästigen türkischen Partners in den Krieg zu ziehen, oder ablehnen und dadurch die Glaubwürdigkeit der Allianz ruinieren. … Allerdings kann die Nato ihre Glaubwürdigkeit durchaus auch bewahren, ohne gleichzeitig mit Russland in Konflikt treten zu müssen. Artikel 5 verpflichtet die Nato-Armeen nämlich nicht, in den Kampf zu ziehen, sondern nur dazu, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, beispielsweise Munition und Aufklärung zu liefern.“