Lettischer Minister genießt Vorzugsbehandlung

Weil bekannt wurde, dass er in einem Krankenhaus bevorzugt behandelt wurde, ist der lettische Gesundheitsminister Guntis Belēvičs zurückgetreten. In der Universitätsklinik in Riga wurden dem Minister Muttermale vom Chefarzt entfernt, ohne dass er auf einen Termin warten oder bezahlen musste. Die lettische Presse ist erzürnt.

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Delfi (LV) /

Ein Schlag ins Gesicht für Krebspatienten

Angesichts der schlechten Behandlung, die vor allem Krebspatienten in Lettland bekommen, findet das Portal Delfi die Vorzugsbehandlung des Ministers besonders empörend:

„War es nötig, dass der Gesundheitsminister außerhalb der Reihe und dazu noch kostenlos die Hilfe eines Onkologen in Anspruch nahm, um harmlose Muttermale zu entfernen? Dies in einem Land, wo die Menschen mit Verdacht auf Krebs länger als sechs Monate auf die Untersuchungen warten müssen. In einem Land, wo Krebs die zweithäufigste Todesursache nach Herzerkrankungen ist. Wo bei Vielen Krebs erst in den späteren Stadien erkannt wird, wenn nur noch eine teure Therapie helfen kann - die dann wegen der hohen Kosten nicht vom Staat bezahlt wird. Und wo die Kosten für moderne Medikamente gegen die häufigsten Krebsarten nicht erstattet werden.“

Neatkarīgā (LV) /

Gesundheit ein Privileg der Reichen

Es mangelt einfach am politischen Willen, das lettische Gesundheitssystem zu verbessern, klagt Neatkarīgā:

„Für zwei Drittel der Letten ist das Chaos das größte Problem im Gesundheitssystem, das zweitgrößte ist die Unterfinanzierung. Das ist seit Jahren unverändert, unabhängig davon, wer Gesundheitsminister ist. ... Auch wenn unser Gesundheitssystem laut der Weltgesundheitsorganisation WHO dem Weltstandard entspricht, funktioniert es leider nicht, weil das Geld fehlt. Und die normalen Bürger, die weder Minister, Abgeordnete oder andere Privilegierte sind, leben weiter in der Überzeugung, dass man nur dann eine ärztliche Behandlung bekommt, wenn man reich ist. Um die Lage radikal zu verbessern, brauchen wir einen starken politischen Willen.“