Serbien: Erneut Massendemonstration gegen Vučić
In der serbischen Hauptstadt Belgrad haben am Samstag wieder Zehntausende Menschen gegen das Regime von Aleksandar Vučić und für vorgezogene Parlamentswahlen demonstriert. Im Anschluss kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten. Die Proteste in Serbien dauern inzwischen schon seit acht Monaten an. Auslöser war das Unglück am Bahnhof von Novi Sad am 1. November 2024, bei dem 16 Menschen starben.
Was für ein Land wollen die Demonstranten?
Wieder rückt die Gewalt in den Vordergrund, bedauert Jutarnji list:
„Es wäre überraschend gewesen, wenn der Protest gegen die Allmacht von Aleksandar Vučić und der Oligarchie anders geendet hätte als in Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Polizei. Vučić hatte letztlich recht, hatte er doch im Vorfeld bereits angekündigt, dass die Proteste in Gewalt münden würden. ... Dadurch bekamen die Ordnungskräfte schon im Voraus eine Rechtfertigung für die Repression gegen diejenigen, die auf einen Regierungswechsel pochen. So rückte einmal mehr die Gewalt in den Vordergrund und nicht die Reden während der Proteste. ... Diese dauern schon seit acht Monaten an, ohne dass man weiß, was für ein Serbien die Kritiker von Vučić wollen, die seinen Abtritt fordern.“
Das bringt nichts Gutes
Im Unterschied zu den bisherigen Protesten waren diese von der Rhetorik her extrem nationalistisch, stellt Večernji list fest:
„Die Reden der Studenten während der Demonstration am Vidovdan [serbischer Nationalfeiertag am 28. Juni] hatten eine ausgesprochen nationalistische Note. ... Serbien ist der Nationalismus schon öfter zum Verhängnis geworden. ... Doch stört sich daran niemand. Mithin wird ein neues Arrangement gegen den 'Herrscher' mit einem potentiellen [Vojislav] Koštunica [ehemaliger Premier] an der Spitze einer neuen Generation kaum etwas Gutes bringen. Vučić kann gestürzt werden, es wurde ja auch Milošević gestürzt. Was danach folgte, sahen und sehen wir immer noch. Und Vučić selbst stürzt das Land in noch tieferes Leid, indem er sich gegen die Realität stellt.“