Schweden: Expertise gegen Bettelverbot
Ein als Sonderermittler eingesetzter Ex-Richter hat der schwedischen Regierung abgeraten, ein landesweites Bettelverbot zu erlassen. Dafür hatten sich vor allem die rechtspopulistischen Schwedendemokraten eingesetzt. Nach neunmonatiger Arbeit kam Krister Thelin zu dem Schluss, dass lokale Verbote ausreichen. Das Betteln sei in Schweden ohnehin rückläufig – vor allem, weil immer seltener Bargeld benutzt würde. Die Landespresse diskutiert weiter.
Kriminalisierung löst keine Probleme
Sydsvenskan hält das Verbot für unnötig:
„Einerseits weil das Ausmaß der Bettelei heute geringer ist als noch vor zehn Jahren, andererseits, weil es für Kommunen bereits heute die Möglichkeit gibt, lokale Verbote einzuführen. Darüber hinaus heißt es, ein nationales Verbot könne 'zu Einschränkungen bestimmter Menschenrechte führen'. Ein wichtiger Punkt. Natürlich gibt es mit dem Betteln verbundene Probleme mit organisierter Kriminalitätund der Ausbeutung von Menschen, aber gleichzeitig ist Betteln die Lebensgrundlage armer Menschen. Tragisch, ja, aber die Kriminalisierung löst das Problem nicht.“
Betteln hilft niemanden – außer den Profiteuren
Expressen hält ein Verbot hingegen für sinnvoll:
„Die Tatsache, dass Betteln noch immer existiert – und aus unvorhersehbaren Gründen möglicherweise wieder zunehmen wird – legt die Einführung eines landesweiten Verbots nahe. ... Auf lange Sicht hat Betteln nichts Gutes. Nicht für die Bettler, auch wenn sie freiwillig hier sind. Und nicht für die schwedischen Städte, die mit Zelt- und Schlaflagern zu kämpfen haben, in denen es an Kanalisation und anderen sanitären Einrichtungen mangelt. Die einzigen, die davon profitieren, sind die skrupellosen Verbrecherbanden, die Menschen zum Betteln zwingen und mit Menschenhandel, Prostitution und Drogenhandel Geld verdienen.“