Rammstein in KZ-Kleidung: Geht das?

Für ihr neues Lied "Deutschland" hat die Band Rammstein mit einem Video geworben, das Empörung hervorruft. Es zeigt vier Bandmitglieder am Galgen. Sie tragen Kleidung, die an jene von KZ-Gefangenen erinnert. Der Zentralrat der Juden in Deutschland kritisierte, dass die Band den Holocaust für Marketingzwecke missbrauche. Darüber wird auch außerhalb Deutschlands diskutiert.

Alle Zitate öffnen/schließen
Wiener Zeitung (AT) /

Holocaust nicht für Effekthascherei missbrauchen

Die Szenen aus der Vorankündigung für das Video hält die Wiener Zeitung für verantwortungslos:

„Schon klar: In Zeiten wie diesen geht es ums Verkaufen und wer am lautesten schreit, verkauft sich gut. Aber bei so einer Respektlosigkeit muss man sich schon fragen, wie wenig Geschichtsbewusstsein und auch Verantwortungsgefühl als Person des öffentlichen Lebens man eigentlich haben kann. Der Holocaust ist nun mal nicht eine beliebige Episode in der Geschichte, die man schon mal für Effekthascherei in einem Musikvideo heranziehen kann. Hier geht es um mehr als ein paar Klickzahlen und ein bisschen Aufmerksamkeit. Gerade in Zeiten, da der Antisemitismus sich wieder eine Basis zu schaffen droht, ist so was schlicht verantwortungslos.“

wPolityce.pl (PL) /

Danke, Rammstein!

Für WPolityce.pl ist Rammsteins Video hingegen ein wertvoller Beitrag zur Erinnerungskultur:

„Die Deutschen würden das dunkelste Kapitel ihrer Geschichte lieber vergessen. ... Es gibt jedoch auch diejenigen, die die Kriege und das Ermorden von Menschen in industriellem Ausmaß nicht vergessen lassen, zum Beispiel die Band Rammstein. ... Kunst soll provozieren. Rammsteins Musikvideo 'Deutschland' provoziert aber nicht nur, es ist ein Stück, mit dem Geschichtsunterricht an deutschen Schulen beginnen könnte. Ja, dies ist zweifellos der historische Beitrag der Gruppe Rammstein, ein Rockmusik-Werk, das zum Nachdenken zwingt. Ein dynamischer, gut gemachter Film, manchmal brutal, der Aufmerksamkeit auf sich zieht und einen kritischen Blick auf die Vergangenheit seiner eigenen Nation lehrt. Also: danke, Rammstein.“