Bitte nicht anfassen: Liebe in Zeiten der Pandemie

Die Auflage, zu anderen Distanz zu halten, erschwert den Austausch menschlicher Nähe. Vor allem für Menschen, die weder Partner noch Familie haben, verstärkt sie das Gefühl der Isolation. Aber auch für Paarbeziehungen und Freundschaften bleibt die Pandemie nicht ohne Auswirkungen. Kommentatoren schildern diese Welt ohne Körperlichkeit zwischen Fatalismus, Sehnsucht und Hoffnung.

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Hürriyet (TR) /

Corona nimmt uns die Lust

In unsicheren Zeiten wie diesen leidet das Sexleben der Menschen, erläutert Journalist Cengiz Semercioğlu in der Hürriyet:

„Die jetzigen Tage sind alles andere als sexy Zeiten. Die Menschen halten sich von möglichen neuen Sexpartnern fern. Die meisten interessieren sich mehr für Informationen über das Virus. ... Depression und Angstzustände wirken sich direkt negativ auf die Libido aus. Das ist unbestritten! Auch Arbeitslosigkeit und wirtschaftliche Schwierigkeiten können das sexuelle Verlangen abtöten. Es gibt keine Daten zum Sexualleben während Epidemien, aber frühere Studien nach Naturkatastrophen wie Erdbeben zeigen: In solchen außergewöhnlichen Zeiten nehmen die sexuellen Aktivitäten der Menschen erheblich ab. ... Wer jetzt keinen Partner hat, muss wohl akzeptieren, diese Periode als Single zu verbringen, so leid es mir tut.“

eldiario.es (ES) /

Sehnsucht nach Berührung

In emotionalen Worten freut sich Journalistin Lourdes Lancho in eldiario.es auf das Ende der Kontaktsperre:

„Ich kann mich damit arrangieren, die Ärmel hochkrempeln und härter arbeiten zu müssen. Um mein Einkommen zu bangen und Zeiten der Armut entgegenzublicken, wieder von vorne und ganz neu zu beginnen. ... Womit ich nicht umgehen kann: nicht jeden berühren, umarmen, knuddeln und küssen zu dürfen, wann immer ich es will. ... Worauf ich mich nach der Ausgangssperre mit am meisten freue: In Massen auf die Straße zu strömen, meine Nachbarn zu umarmen, die Kassiererinnen im Supermarkt und sogar diejenigen auf der Arbeit, die ich nicht leiden mag. ... Darauf, wieder Haut zu spüren, Hände auf der Schulter und Lippen auf Wange und Mund. Darauf, dass wir im Anderen nicht mehr die Gefahr sehen, sondern eine Stütze.“