Tourismus: London vs. Lissabon

Portugal war seit Mitte Mai das einzige klassische Reiseland Europas, das die Briten besuchen durften, sogar zum Champions-League-Finale. Doch nun hat Großbritannien Portugal auf die "gelbe Liste" gesetzt und für alle Rückkehrer ab Dienstag Quarantäne verordnet - wegen der Verdopplung des Inzidenzwerts auf 66 und der neuen Variante Delta+K417N. Lissabon warf London Gesundheitsfundamentalismus vor.

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Público (PT) /

Situation ernst nehmen und handeln

Público rät im Sinne des Tourismusjahres zu einem besonnenen Umgang mit der Situation:

„Wenn man die beiden Entscheidungen zusammenfasst, ist das Schlimmste, was man tun kann, zu glauben, dass wir Opfer einer Kabale, einer Ungerechtigkeit oder eines Krieges um die Kontrolle des Tourismus sind. So widerlegbar die britischen oder spanischen Argumente auch sind, die Realität ist, wie sie ist: Die externe Wahrnehmung der epidemiologischen Situation des Landes hat sich verschlechtert, weil die Pandemiezahlen steigen. ... Um mit Optimismus in den Juli zu starten, müssen wir uns bewusst sein, dass es ein Problem gibt und entsprechend handeln. Sollte der Anstieg der Infektionszahlen nicht gestoppt werden, könnte die Sommerkampagne irreparabel gefährdet werden.“

Visão (PT) /

Selber schuld

Visão findet die Entscheidung der britischen Regierung nicht akzeptabel, das Verhalten Portugals aber auch nicht:

„Die Regierung gab dem Druck von außen nach und ironischerweise zahlen wir jetzt die Rechnung: Die Risiken des Champions-League-Finales wurden Portugal überlassen. ... Umso schockierender ist die Unterwürfigkeit unserer Regierung, die gegen Prinzipien verstößt und sich eindeutig rücksichtslosen Forderungen unterwirft, die andere Länder in ähnlichen Situationen abgelehnt haben (Dublin und Bilbao weigerten sich, ihre Stadien für die Europameisterschaft 2020 herzugeben). ... Was Großbritannien uns angetan hat, ist eine unsägliche Schande, aber es zeigt, dass wenn wir angesichts einer stärkeren und gefährlicheren Vorstellung niederknien, das Schlimmste immer noch passieren kann.“