Sollen Rammstein-Konzerte abgesagt werden?

Nachdem Ende Mai eine Frau aus Nordirland als erste Vorwürfe gegen den Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben hatte, schließen sich weitere junge Frauen an. In den Anschuldigungen geht es um das systematische Anwerben für den Backstage-Bereich der Band und sexuelle Übergriffe unter Drogen. In der Schweiz gibt es jetzt Forderungen, die in dieser Woche anstehenden Rammstein-Konzerte abzusagen.

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Tages-Anzeiger (CH) /

Auftrittsverbot zum Schutz der Opfer

Wegen der noch ungeklärten Vorwürfe spricht sich der Tages-Anzeiger für die Absage aus:

„Selbstverständlich gilt für Till Lindemann die Unschuldsvermutung. ... Dennoch sollten die beiden Rammstein-Konzerte in der kommenden Woche in Bern nicht stattfinden. ... Das ist nicht nur im Sinne der möglichen Opfer von Missbrauch, die sich verhöhnt fühlen müssten, sollten die Vorwürfe tatsächlich zutreffen. ... Die allermeisten Fans dürften davon ausgegangen sein, dass die Bühnenperson Till Lindemann mit ihren Missbrauchs- und Demütigungsfantasien eine doppelbödige Kunstfigur ist. ... Kann diese Kunst – die gar keine Kunst mehr ist, wenn sie allenfalls reale Handlungen von Lindemann beschreibt – noch irritationsfrei konsumiert werden?“

Aargauer Zeitung (CH) /

Ungleiche Kräfteverhältnisse

Till Lindemann hat seine Machtposition eiskalt ausgenutzt, meint die Aargauer Zeitung:

„Je länger man der deutschen Youtuberin Kayla Shyx zuhört, desto eher versteht man, wie es kommen kann, dass knapp volljährige Frauen plötzlich einem 60-jährigen Rockstar nackt gegenüberstehen. Und nicht wenige das später bereuen. ... Der Ablauf ist offenbar immer gleich ­– für ihn. Die Fans aber gehen für ein Treffen mit dem Star ein Risiko ein, das sie schwer abschätzen können. Sie sind nicht naiv. Nein! Lindemann, seit drei Jahrzehnten Rockstar, nutzt seine Machtposition aus. Und auch, dass die Frauen danach schweigen aus Scham.“