UN-Ozeankonferenz: Neue Chance für die Meere?
Im südfranzösischen Nizza ist die dritte UN-Ozeankonferenz zu Ende gegangen. Vertreter von rund 130 Staaten, darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs, haben über mögliche Lösungen zum Schutz der Weltmeere gesprochen und einen – allerdings unverbindlichen – Aktionsplan erarbeitet. Europäische Kommentatoren ziehen eine gemischte Bilanz.
Lösungen liegen auf dem Tisch
Für die Frankfurter Rundschau gibt es mutmachende Signale:
„So zeigt sich an vielen Beispielen, dass das Einrichten von Schutzgebieten in den Meeren dort eine Revitalisierung von Unterwasser-Flora und -Fauna bewirken kann. Insofern ist es positiv, dass das geplante UN-Hochseeabkommen voraussichtlich bis Ende 2025 in Kraft treten wird. ... Auch die jüngste Analyse der UN-Welternährungsorganisation, wonach immerhin zwei Drittel der Fischbestände weltweit nachhaltig bewirtschaftet werden, also nicht überfischt sind, kann hoffnungsvoll stimmen. Es zeigte sich, dass Managementsysteme mit Fangquoten funktionieren. ... Für die Probleme, von Klima bis Plastik, so groß sie sein mögen, gibt es Lösungen. Sie müssen 'nur' endlich angepackt werden.“
Sensibilisierung allein reicht nicht
Die Konferenz hat keinen glaubwürdigen Weg aufgezeigt, wie deutlich mehr Meeresschutzzonen geschaffen werden können, bedauert Público:
„Ozeankonferenzen haben nicht die Entscheidungsbefugnis einer COP, aber sie sind der Ort, an dem alle Themen und die ganze Komplexität der maritimen Herausforderungen unter einem Dach konzentriert werden. Der allgemeine Eindruck ist, dass Nizza seinen Teil dazu beigetragen hat, die internationale Mobilisierung voranzutreiben. ... Aber die Herausforderungen sind enorm. Man denke nur an das Ziel, bis 2030 30 Prozent der Meere zu schützen. Einer Studie zufolge müssten dafür jeden Tag 85 neue Meeresschutzgebiete genehmigt werden. Es ist schwer vorstellbar, dass das funktionieren wird.“
Wir brauchen Lösungen
Der Gipfel von Nizza muss dem Schutz der Weltmeere neues Leben einhauchen, betont Público:
„Die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Meere steigt um 0,26 Grad pro Jahrzehnt und damit viermal so schnell wie im Jahr 1980. Der Schutz der biologischen Vielfalt, die durch diesen Temperaturanstieg und durch die Handlungen des Menschen bedroht ist, ist ein zentrales Thema in Nizza, nicht zuletzt deshalb, weil fast zwei Drittel der Weltmeere nicht unter die Zuständigkeit einer Regierung fallen. Der Vertrag über die Hohe See, der diese Meeresgebiete regeln soll, ist eines der wichtigen Dokumente auf der Tagesordnung.“
Meeresschutz ist Selbstschutz
In L'Opinion betont Christophe Clergeau, Europaabgeordneter der S&D Fraktion, die Verantwortung der Menschheit:
„Die Zukunft der Ozeane hängt natürlich weder von einer Konferenz noch von einem Pakt ab, sondern zuallererst vom Verhalten jedes Einzelnen von uns. Wir müssen aufhören, das Meer für einen großen Mülleimer und Endstation für unseren Plastikmüll oder gefährliche Stoffe wie PFAS, Pestizide und andere Chemikalien zu halten. ... Ich hoffe, dass die Ozeankonferenz ein starker Moment des Bewusstseins, der Mobilisierung und des konkreten Engagements von Staaten und Zivilgesellschaften sein wird. Die Ozeane liefern uns Sauerstoff, regulieren das Klima und sind ein großartiges Reservoir der Biodiversität – wir sind von ihnen abhängig, retten wir sie, um uns selbst zu retten.“