Muss die Ukraine dem Westen dankbar sein?

Mit markanten Tönen hat sich der britische Verteidigungsminister heftige Kritik eingefangen: Ben Wallace hatte beim Nato-Gipfel in Vilnius in Bezug auf eine ukrainische Waffenwunschliste gesagt, den Ukrainern fehle es an Dankbarkeit und man sei nicht Amazon. Wie selbstverständlich die massive Hilfe für Kyjiw ist, ist eine moralische wie politische Frage, die in der ukrainischen Presse kontrovers diskutiert wird.

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Gordonua.com (UA) /

Hilfe als Ausdruck gemeinsamer Werte

Die Ukraine hat allen Grund, dem Westen dankbar für seine Hilfe zu sein - und sollte sich entsprechend verhalten, meint der Investmentbanker Serhi Fursa auf gordonua.com:

„Für den Westen ist die Unterstützung der Ukraine eine Geste des guten Willens und eine Manifestation der Solidarität. ... Für die Ukraine ist diese Unterstützung eine Frage des Überlebens. Niemand ist uns etwas schuldig. Wenn dir jemand aus gutem Willen hilft, ist es das Schlimmste, sich ihm auf den Kopf zu setzen und seine Hilfe als selbstverständlich anzusehen. Wir hatten großes Glück, dass die westlichen Werte keine Luftnummer waren. Wenn wir im Westen um Hilfe bitten, müssen wir uns auf die gemeinsamen Werte berufen. Sie sollten zum Argument werden.“

Ukrajinska Prawda (UA) /

Wir kämpfen für eure Freiheit

Ukrajinska Prawda erklärt dem kollektiven Westen, warum eher dieser der Ukraine dankbar sein sollte - und nicht umgekehrt:

„Aktuell ist Russland bereit, viel mehr gegen die Ukraine zu tun, als ihr bereit seid, für die Ukraine zu tun. ... Gegenwärtig kämpfen wir, um zu beweisen, dass das, wofür und um dessentwillen ihr lebt, einen Sinn und eine Existenzberechtigung hat. Wir sterben für das, womit ihr seit eurer Geburt lebt. Eure Generation musste nicht für die Freiheit kämpfen, aber wir kämpfen für sie - für unsere und eure Freiheit. ... Wir sind eine Nation, die die Werte der freien Welt mit unseren Opfern jeden Tag stärkt. Eure Verluste in diesem Krieg sind Geld. Unsere sind Menschenleben.“