Wie modern ist Spaniens Monarchie?

Spaniens Thronfolgerin Leonor hat an ihrem 18. Geburtstag im Parlament einen Eid auf die Verfassung geschworen. Zum ersten Mal erfolgte diese Zeremonie in allen Sprachen des Landes - dennoch blieben Abgeordnete aus den nach Eigenständigkeit strebenden Regionen sowie der linken Regierungspartei Sumar aus Protest fern. Darüber, ob die voraussichtlich nächste Königin der spanischen Monarchie neuen Glanz einhauchen kann, streiten Kommentatoren.

Alle Zitate öffnen/schließen
ABC (ES) /

Leonor vertritt das junge, demokratische Spanien

ABC feiert die Thronfolgerin:

„Leonors Zeitgenossen wissen, dass sie eine Playlist auf Spotify hat, mit Liedern von Billie Eilish, Dua Lipa und Aitana und dass sie bei Tiktok und Instagram ist. ... Sie ist eine ganz normale Spanierin im besten Sinne des Wortes. Aber sie garantiert auch die Werte des Fortschritts. ... Prinzessin Leonor ist ein Beispiel und eine solide Hoffnung für die Generation Z, jenes Spanien, das nur die Demokratie kennt, das den Populismus nicht fürchtet, weil es weiß, dass der Rechtsstaat die beste Errungenschaft der Geschichte ist, das die Herausforderung der Jugendarbeitslosigkeit meistern muss, das an Pluralität genauso glaubt wie an das Gesetz. ... Leonor ist die moderne und reformierende Beschützerin dieses Spaniens.“

eldiario.es (ES) /

Thronfolgerin kann ihrer Generation nichts bieten

In eldiario.es weigert sich die 23-jährige Elizabeth Duval, zur "Generation Leonor" gezählt zu werden:

„Welche Gemeinsamkeiten hat Leonor mit uns, die wir ohne Zukunft aufgewachsen sind, die Wirtschaftskrise von 2008 erlebt haben, die Folgen der Pandemie, des Kriegs und der Instabilität, als wir erwachsen wurden und ein Studium begonnen haben - wenn wir konnten? Was weiß Leonor über die Jugendarbeitslosigkeit? … Die 'Generation Leonor' kann kaum an eine Monarchie glauben, die von Skandalen und Korruption, von Machismo und Veruntreuung geprägt ist.“

El País (ES) /

Symbolkräftige Mehrsprachigkeit

Die Thronfolgerin dient nicht mehr als Feindbild für Separatisten, findet El País:

„Die Tatsache, dass Leonor lange Reden in perfektem Katalanisch halten wird, ist bedeutend. ... Eine künftige Königin, die sich mit der katalanischen Zivilgesellschaft in einer Weise verständigen kann, auf die diese so viel Wert legt, kann nicht mehr als Feindbild dienen. ... Dass die Staatssymbole als Gegner oder Täter wegbrechen ist das Schlimmste, was der Unabhängigkeitsbewegung passieren kann: Sie kann keine Angst mehr vor Spanien generieren. ... Leonor wird in einem mehrsprachigen Kongress vereidigt, das hat Symbolkraft, obwohl die Nationalisten und Unabhängigkeitsparteien fehlen.“