Spanien: Ausbruch rechtsextremer Gewalt
Seit Tagen kommt es im südspanischen Torre-Pacheco zu Krawallen und rassistischen Gewaltausbrüchen. Nach einem Angriff auf einen Rentner durch Jugendliche mit Migrationshintergrund hatten Rechtsextreme zur "Jagd auf Migranten" in dem Ort aufgerufen, wo viele landwirtschaftliche Hilfskräfte aus Marokko leben. Die Polizei schickte Verstärkung in die Stadt, zehn Personen wurden festgenommen.
Politisch motivierter Hetze Einhalt gebieten
El País sieht eine ernste Warnung:
„Die Ereignisse in Torre Pacheco zeigen, dass die spanische extreme Rechte – einschließlich Vox, einer Partei, die in Murcia mitregiert hat – den Hass auf Einwanderer schürt, um daraus Kapital zu schlagen. Die Tatsache, dass ihr Erfolg vorerst begrenzt sein mag, macht ihn nicht weniger ernst. ... Es ist Aufgabe der Behörden, diesem Treiben Einhalt zu gebieten, potenzielle Krawalle zu überwachen und gegen ihre Organisatoren mit der vollen Härte des Gesetzes vorzugehen. Sie müssen auch darauf hinwirken, dass Ausgrenzungen nicht als Vorwand dienen, um nicht zu rechtfertigende Gewalt zu rechtfertigen.“
Bequemes Ablenkungsmanöver
Die Politologin Anna López gibt in Eldiario.es dem entfesselten Neoliberalismus die Schuld:
„Besonders beunruhigend ist, dass dies jetzt geschieht, wo sich eine beunruhigende Wende in der Wahrnehmung der Einwanderung durch die Bürger vollzieht. Im Juni 2024 hielten nur 16,9 Prozent der Befragten Einwanderung für eines der drei Hauptprobleme des Landes. Im September waren es schon 30,4 Prozent. ... Warum akzeptieren wir, dass Migranten als Sündenböcke benutzt werden? ... Ganz einfach, weil jemand die Ärmsten davon überzeugt hat, dass andere, noch Ärmere, an ihren Problemen schuld sind, aber niemals ein entfesselter Neoliberalismus, der per definitionem nur nach geschäftlichem und nicht nach sozialem Gewinn strebt. Der Anti-Einwanderungsdiskurs ist ein bequemes politisches Ablenkungsmanöver.“