Österreich: Strafen für unkooperative Eltern?
Österreichs liberaler Bildungsminister Christoph Wiederkehr will Geldstrafen zwischen 150 und 1.000 Euro für Eltern einführen, die Pflichten im Zusammenhang mit ihren Schulkindern nicht nachkommen. Sanktioniert werden könnte etwa, wenn Eltern Gespräche bei drohendem Schulabbruch verweigern oder Schüler unentschuldigt bei der Pflicht-Sommerschule fehlen. Kommentatoren debattieren Sinn und Folgen der Pläne.
Autorität der Lehrer schützen
Man sollte dem Ansatz eine Chance geben, argumentiert Die Presse:
„Systemsprenger gibt es nicht nur in den Klassenzimmern, sondern auch unter den Erziehungsberechtigten. ... Wer jegliches Engagement verweigerte, musste aber für gewöhnlich nicht mit Konsequenzen rechnen. Darunter litt auch die Autorität des Lehrers in der Klasse. Was sagt man zu einem renitenten Teenager, der genau weiß, dass seine schulischen Eskapaden zu Hause niemanden interessieren? Es ist keine gewagte Prognose, dass die Höchststrafe von 1.000 Euro wohl nur sehr selten verhängt werden wird. ... Wiederkehr setzt wohl darauf, dass die Drohung allein genügen wird, um die allermeisten Eltern zu erreichen. Mustergültig liberal sind solche Maßnahmen nicht, das wird er selbst wissen. Aber den Versuch ist es wert.“
Das wird die treffen, die es schwer genug haben
Der Standard hingegen hat Einwände:
„Es gibt Eltern, die schlicht nicht wollen - aus Bequemlichkeit, aus Desinteresse, aus religiöser oder weltanschaulicher Verbohrtheit. Es gibt aber ebenso viele, die nicht können. Wer selbst kaum (positive) Bildungserfahrungen hat, wer vielleicht mit mehreren prekären Jobs kämpft und mit Sprachbarrieren ringt, ist im Alltag schnell überfordert. Strafe wirkt auf sie wie eine Demütigung. Sie trifft – das ist die Kehrseite – nicht nur die Uneinsichtigen, sondern auch die Überforderten. Da helfen keine Strafbescheide, sondern Unterstützung. ... Notwendig sind niedrigschwellige Beratungsangebote, Sprachkurse, Programme, die nicht stigmatisieren, sondern befähigen.“