Griechenland: Tsipras sorgt mit Buch für Aufsehen

Der ehemalige griechische Premier und frühere Chef der Linkspartei Syriza, Alexis Tsipras, hat ein Buch mit dem Titel Ithaka geschrieben. Es handelt vor allem von der turbulenten Regierungszeit (2015-2019) des Linkspolitikers während der dramatischen Schuldenkrise Griechenlands. Die griechische Presse sieht hinter dem Buch auch Tsipras' Absicht, ein politisches Comeback zu starten.

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Naftemporiki (GR) /

Voller nützlicher Wahrheiten

Das Buch von Alexis Tsipras ist ein politisches Ereignis, meint Naftemporiki:

„Es eröffnet eine öffentliche Debatte über unser nationales Drama, tastet unsere nationale Zukunft ab, ruft Kontroversen hervor und definiert Verbündete und Gegner neu. Es regt den politischen Dialog in einer Zeit unerträglicher politischer Apathie an. Es ist auch ein Buch voller nützlicher Wahrheiten. ... Ithaka ist auch eine persönliche politische Überwindung. Es gibt nicht viele ehemalige Ministerpräsidenten, die ein mea culpa ausgesprochen haben – zumindest nicht, bevor sie sich in den Ruhestand verabschiedet haben. ... Noch geringer ist die Zahl derjenigen, die Verantwortung übernahmen und offen auf irrige Entscheidungen, Fehlbesetzungen und falsche Weichenstellungen hinwiesen.“

To Vima (GR) /

Tragischer Mangel an Strategie

Für To Vima ist der Inhalt des Buchs von Tsipras ernüchternd:

„Was aus den 760 Seiten hervorgeht und von Bedeutung ist, ist ein tragischer Mangel an Strategie seinerseits und seitens seiner Partei in jedem entscheidenden Moment ihrer Regierungszeit. ... Aber auch in den Jahren der Opposition. Ein Mangel an Plan zur Bewältigung der Memorandums-Krise und der Gläubiger. Eine Unfähigkeit, die internationale Lage zu analysieren. Eine Schwerfälligkeit beim notwendigen Wandel der Partei. Die logische Folge all dessen war eine blutleere Oppositionsführung und der Niedergang der Syriza: von 36 Prozent im Jahr 2015 auf 31 Prozent im Jahr 2019 und schließlich auf 17 Prozent im Jahr 2023.“

Protagon.gr (GR) /

Ex-Premier sitzt auch im Sammelbecken der Narzissten

Tsipras betreibt Nabelschau, kritisiert Protagon:

„Das ist die zentrale These des Buches: dass Tsipras ein Politiker ist, dessen Karriere wegen seiner Mitarbeiter benachteiligt wurde, die ihn mit ihren Fehlern daran hinderten, sein ganzes Potenzial zu entfalten. Aus der Perspektive des politischen Marketings ist das fast selbstmörderisch. ... Gleichzeitig veröffentlicht er ein Buch über sich selbst und bereitet eine Partei vor, von der wir nur eines wissen: dass sie seine eigene sein wird. Er hat recht, wenn er sagt, dass 'die Linke Narzissten anzieht wie das Licht Motten'. Aber er irrt sich, wenn er glaubt, dass er an dieser Stelle nicht auch über sich selbst spricht.“