Estland führt Sprachnachweis für Wehrdienst ein

Das estnische Parlament hat vergangene Woche beschlossen, das Wehrdienstgesetz mit einer Sprachanforderung zu ergänzen, sodass Kenntnisse auf dem Niveau B1 nun Voraussetzung für eine Einberufung sind. Sinnvolle Maßnahme oder falscher Anreiz?

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Eesti Rahvusringhääling (ERR Online) (EE) /

Ausreichende Kenntnisse sind einfach notwendig

Um die immer komplexeren Waffen- und Kommunikationssysteme bedienen zu können, sei die Änderung notwendig, fasst ERR Online die Argumentation der Behörde für Verteidigungsressourcen zusammen:

„'Personen mit Sprachkenntnissen unter dem Niveau B1 sind nicht in der Lage, Anweisungen und Lerninhalte ausreichend zu verstehen, was wiederum den erfolgreichen Abschluss einer effektiven militärischen Ausbildung behindern würde', erklärte Daisi Želizko-Kask, Kommunikationsleiterin der Behörde. Laut den Verteidigungskräften verfügen etwa ein Fünftel der Wehrpflichtigen bei Eintritt in den Wehrdienst nicht über ausreichende Kenntnisse der Landessprache, um an der Ausbildung teilzunehmen und ihre Dienstaufgaben zu erfüllen. Daher sind die Verteidigungskräfte gezwungen, ihnen auf Kosten der militärischen Ausbildung Sprachunterricht zu organisieren.“

Õhtuleht (EE) /

Belohnung für Faulheit

Reservist Martti Kallas hält in Õhtuleht nichts von dem Beschluss:

„Den Bürgern mit schlechten Sprachkenntnissen eine Verpflichtung zu ersparen, verschärft das Problem nur noch, für dessen Lösung acht oder elf Monate Dienstzeit eigentlich ideal sind. Die Gesetzesänderung bedeutet, dass während ein Mensch, der gut Estnisch spricht – unabhängig von seiner Muttersprache –, seine Pflicht erfüllt, einige 'Nje-Panimaju' [Nichtversteher] einfach faulenzen können. Das ist nicht in Ordnung. Diejenigen, deren Estnisch-Kenntnisse nicht ausreichend sind, können ohne große Mühe sicherstellen, dass sie ein Jahr ihres Lebens nicht für die Landesverteidigung opfern müssen, indem sie einfach keine Sprachkurse besuchen.“