Rumäniens Ex-Premier Ponta hat geschummelt

Die Doktorarbeit des ehemaligen rumänischen Premiers Victor Ponta ist ein Plagiat. Das entschied die zuständige akademische Prüfstelle nach vierjährigem Tauziehen und diversen Vertuschungsversuchen am Donnerstag. Kommentatoren begrüßen die Entscheidung und fordern strenge akademische Kontrollen, um den Ruf der Universitäten wieder herzustellen.

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Contributors (RO) /

In Rumänien kehrt doch die Moderne ein

Selbst wenn die Prüfung Jahre gedauert hat, lässt sich das Ergebnis als bedeutender Schritt in Richtung einer Modernisierung des Landes werten, lobt der Dichter und Essayist Radu Vancu auf dem Blog Contributors.ro:

„Die Modernisierung schreitet langsam voran, mit einer für uns enttäuschenden (aber historisch gesehen eigentlich hohen) Geschwindigkeit. Aber sie findet immerhin statt. ... Es geht hier [beim Urteil der Prüfstelle] um eine dieser kleinen Entscheidungen, die hin und wieder die generell zu abstrakte und subtile Modernisierung offenbaren. ... Dinge, die man sich vor vier oder zehn Jahren kaum vorstellen konnte, gehören heute zur Normalität. Wenn Schwermut und Depression wieder einmal damit drohen, Sie herunterzuziehen, wenn die Säuren der Melancholie zu tief ätzen, dann rufen Sie sich diese Plagiatsepisode in Erinnerung - und betrachten Sie diese als konkretes Zeichen dieser Modernisierung. Denn das ist sie.“

Adevărul (RO) /

Jetzt alle Doktortitel überprüfen

Um die Universitäten vom Generalverdacht des Schummelns zu befreien, fordert der Literaturprofessor Mircea Morariu auf seinem Blog in der Tageszeitung Adevârul eine strenge Kontrolle aller in den vergangenen Jahren eingereichten Arbeiten:

„Schnellstmöglich müssten landesweit die Doktorschulen und ihre Mitglieder auf Herz und Nieren kontrolliert werden - alle Titel und Habilitationen, die in den letzten zwei bis drei Jahren nach summarischen Verfahren und wissenschaftlichen Bewertungen vergeben wurden, müssen mit besonderer Strenge neu geprüft werden. ... Wir dürfen keinen Moment vergessen, dass im Spezialfall Ponta vier Jahre lang dem Konzept der Universität per se schwerer Schaden zugefügt wurde. Und Komplizen waren dabei mehrere Minister, ein Ministerium, aber auch politisch gefügig gemachte Professoren, die für ihre Lügen und ihr schuldiges Schweigen mit Ämtern belohnt wurden.“