USA: Welche Chancen hätte eine Musk-Partei?
Elon Musk will eine neue politische Partei gründen. Der Tech-Unternehmer war in den ersten Monaten der zweiten Amtszeit von Donald Trump dessen Berater und Chef der umstrittenen Behörde für Regierungseffizienz (DOGE). Dann zerstritten sich die beiden auch wegen Musks Kritik am jüngst verabschiedeten Steuergesetz. Europas Presse analysiert, wie sich die America Party auf die Zwischenwahlen im November 2026 auswirken könnte.
Rachefeldzug gegen den Präsidenten
Der US-amerikanische Journalist Alan Friedman bescheinigt Musk in La Stampa gute Chancen:
„Auf den ersten Blick scheint die Geburt von Musks neuer 'Amerika-Partei' nichts weiter zu sein als das jüngste Kapitel in der laufenden Schlacht zwischen den beiden größten und mächtigsten Narzissten der Welt. Es ist auch dies, aber nicht nur. ... Musk könnte, wenn er nur zwei oder drei Sitze im Senat gewinnt, gleichzeitig Trumps Maga-Republikaner ihrer Mehrheit im Senat berauben und zum Zünglein an der Waage werden. ... Dies ist eine surreale, aber politisch und finanziell mögliche Perspektive. Musk könnte Erfolg haben, wenn er bereit ist, genug Geld auszugeben. Nichts würde Musk mehr Befriedigung verschaffen. Nichts wäre für Trump erschreckender als diese Art von geplantem Rache-Szenario.“
Nicht noch eine Egomanen-Partei, bitte!
Die US-Bürger sehnen sich nach einer neuen politischen Alternative, aber nicht nach einer Musk-Partei, meint die Süddeutsche Zeitung:
„Zweifellos wäre es derzeit so attraktiv wie selten zuvor, wenn es eine dritte Partei gäbe. Denn die USA haben im Moment ein Zweiparteiensystem, in dem sich beide Parteien in existenziellen Krisen befinden. Die Republikaner wurden von Trumps Maga-Bewegung unterwandert und die Demokraten wirken angesichts ihrer Wahlniederlage immer noch wie schockgefrostet. Eine solche dritte Kraft müsste aber eine seriöse Kraft der Mitte sein. Das wirklich Allerletzte, was Amerika jetzt braucht, ist eine neue Partei, die von einem unberechenbaren Egomanen angeführt wird. Da gibt es nämlich schon eine.“
Wahrscheinlich überhebt er sich da
Die Salzburger Nachrichten sind skeptisch:
„Musk hat eine lange Historie von großen Ankündigungen, die dann auf Detailprobleme in der praktischen Umsetzung stoßen. Seine Weltraum-Firma SpaceX hatte zuletzt mit explodierenden Raketen zu kämpfen und für seine Automarke Tesla hatte er schon vor Jahren selbstfahrende Fahrzeuge versprochen. Es ist gut möglich, dass Musk auch bei seinem Politik-Startup nicht klar ist, wie schwer sich die zementierte US-Demokratie verändern lässt. Es sind Mammutaufgaben, komplizierte Registrierungen in den Bundesstaaten zu hinterlegen, eine sichtbare Partei-Infrastruktur in der riesigen Fläche der USA zu schaffen und die Medien davon zu überzeugen, dass Außenseiter-Kandidaten Sendezeit verdienen.“
Stimmen, die den Republikanern fehlen würden
Irish Independent analysiert:
„Auch wenn eine dritte Partei wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Sitzverteilung haben wird, kann sie Trump und den Republikanern doch echten Schaden zufügen, indem sie ihnen einen Teil ihrer Wähler abspenstig macht. Selbst eine geringe Stimmenzahl für eine dritte Partei kann eine knappe Wahl entscheiden. Im Jahr 2000 erhielt Ralph Nader von der Grünen Partei der USA nur 2,7 Prozent der Stimmen. Dennoch sagt man, dass seine wenigen Millionen Stimmen in Florida und anderen Swing States ausschlaggebend für den Wahlsieg von George W. Bush waren. Dieses Szenario könnte sich für die Republikaner, die bei den Zwischenwahlen im nächsten Jahr vor einem engen Rennen stehen, als verheerend erweisen.“
Gefahr für Trumps Machtbasis
Bei den Kongress-Zwischenwahlen 2026 steht für Trump viel auf dem Spiel, glaubt Politologe Serhij Taran in Facebook:
„Musks Beteiligung an den Wahlen könnte dazu führen, dass die Kernwählerschaft der Republikaner gespalten wird – und die Demokraten einen klaren Sieg davontragen. Sollte Trump auch nur eine der beiden Kammern des Kongresses verlieren, käme das für ihn nahezu einer Katastrophe gleich. Er wäre dann nicht mehr in der Lage, seine – sagen wir – unkonventionellen Pläne und Absichten umzusetzen, da der Kongress als mächtige amerikanische Institution seine exotischen Initiativen ausbremsen würde. Das wäre das Ende für Trump und die gesamte Trumpismus-Ideologie.“