Russland: Minister entlassen – kurz darauf tot
Russlands Verkehrsminister Roman Starowoit ist am Montag ohne Angaben von Gründen seines Amtes enthoben worden. Wenige Stunden später fand man ihn erschossen in seinem Auto. Zu den Umständen wird noch ermittelt, die Behörden gehen von Selbstmord aus. Kommentatoren vermuten einen Zusammenhang mit dem zwischenzeitlichen Einmarsch ukrainischer Truppen in die Region Kursk, deren Gouverneur Starowoit von 2019 bis 2024 war.
Das endemische Problem der Korruption
Hintergrund könnte eine Bestechungsaffäre sein, so Corriere della Sera:
„In der Region Kursk, deren Gouverneur Starowoit gewesen war, soll sein Nachfolger Alexej Smirnow, der unter dem Vorwurf der Veruntreuung inhaftiert ist, gegen den Minister ausgesagt haben und ihn als Empfänger einer Bestechungssumme von etwa 15 Milliarden Rubel, nach heutigem Wechselkurs mehr als 160 Millionen Euro, angegeben haben. ... Gelder, die während des gescheiterten Baus von Befestigungsanlagen, die die Besetzung durch ukrainische Truppen hätten verhindern sollen, den Besitzer wechselten. Am Ende kommt es immer wieder auf das Wort zurück, das seit Beginn der 'militärischen Spezialoperation' aus dem öffentlichen Wortschatz Russlands verbannt scheint: Korruption.“
Korruption wird verziehen – Illoyalität nicht
Auch Dagens Nyheter vermutet einen Zusammenhang mit den Vorfällen in der Region Kursk, allerdings einen indirekten:
„Nun hat Smirnow Starowoit also in einem Verhör genannt, wie russische Telegram-Kanäle berichten. ... Man vermutet, dass er Starowoit für etwaige Unzulänglichkeiten und Veruntreuungen im Verteidigungshaushalt der Region verantwortlich gemacht hat. Auf jeden Fall veranlasste dies Putin, Letzteren sofort und ohne Erklärung zu entlassen. Die Geschichte lehrt uns und die russische Elite, dass jede noch so hohe Position und jedes noch so große Vermögen über Nacht weg sein kann. Korruption und Inkompetenz sind tolerierbar, solange man absolut loyal ist. Aber sobald die Macht und das Ansehen des Führers bedroht sind – und sei es auch nur indirekt – ist es aus.“
Rennt weg so schnell ihr könnt!
Einen Rat für andere hohe Beamte hat Journalistin Maria Pewtschich in einem von Echo übernommenen Telegram-Post:
„Lauft weg, was das Zeug hält, steigt in eure Privatjets, nehmt die Familie mit, die thailändischen Masseurinnen, die französischen Kindermädchen – und schert euch zum Deibel. Wenn ihr weggerannt seid, setzt euch an den Tisch, schaltet die Kameras ein und macht den Mund auf. Liefert Putin mit Haut und Haaren: alle Schemata, alle Verbrechen, an denen ihr beteiligt wart oder von denen ihr wisst. ... Und dann gibt es wenigstens eine kleine Chance, dass ihr in relativer Sicherheit seid. Andernfalls entweder Straflager oder eben so ruhmlos wie in diesem Fall: sich hinterm Busch mit der Prämienpistole eine Kugel in die Schläfe jagen.“