Chinesische Forscher klonen Affen

Rund 22 Jahre nach der Geburt des Klonschafs Dolly haben chinesische Forscher weltweit erstmals Affen geklont. Diese seien lebendig geboren worden und hätten zumindest die ersten Wochen überlebt, berichtete das Forscherteam. Wie weit darf Klonforschung gehen?

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La Stampa (IT) /

Komplizen des Unheils

Klontechnik kann niemals humanitär verwendet werden, wettert der Schriftsteller Antonio Scurati in La Stampa:

„Jetzt haben die Manipulatoren der Schöpfung gut reden. ... Sie hätten es aus ethischen Gründen getan, sie behaupten, sie wollten das Leid der Tiere bei künftigen Laborexperimenten verringern. Doch sie lügen. ... Sie lügen, weil sie an ein 'humanitäres' Kriterium der Ethik appellieren: Nur das menschliche Wesen sorgt sich um die Lebensbedingungen anderer Gattungen. Doch da sie sich auf die Ebene des übermenschlichen Technizismus begeben haben, haben sie sich schon über das Prinzip gestellt, das unser Handeln und seine positiven oder negativen Folgen beurteilt. ... Jegliche Illusion diesbezüglich macht uns zu Komplizen des Unheils, das aus dieser mitleidlosen technologischen Macht der Verwandlung des Wesens hervorgehen kann und wird.“

Der Tagesspiegel (DE) /

Kein Grund zur Panik

Der Tagesspiegel warnt vor zu viel Hysterie angesichts des chinesischen Klon-Erfolgs:

„Ja, Macaca fascicularis gehört zu den Primaten und ist dem Homo sapiens damit näher als alle anderen 23 Säugetierarten, die Forscher bislang geklont haben. Aber nein, das bedeutet nicht, dass nun - oder nun aber wirklich - das Klonen von Menschen unmittelbar bevorsteht. 'Wenn jemand ernsthaft das Interesse hätte, Menschen zu klonen, dann wäre es längst passiert', sagt der Münchener Klonforscher Eckhard Wolf. Und im übrigen gebe es auch gar keinen vernünftigen Grund, Menschen zu klonen. Eine Kopie von sich selbst für den Fall einer nötigen Organspende bereitzuhalten - das ist bestenfalls Gruselstoff für Literaten. Realistisch ist es nicht.“

Le Temps (CH) /

Forschungsverbote überdenken

Wenn ethische Bedenken Klonforschung verhindern, ziehen die Forscher eben in andere Länder, mahnt Le Temps:

„Auf seinem Standpunkt zu beharren, ist das beste Mittel, um eine Verlagerung der Forschung in andere Länder zu begünstigen. 2016 war dies der Fall, als der Professor für Neurowissenschaften der Eidgenössisch Technischen Hochschule Lausanne Grégoire Courtine nach China ging, um eine Studie über Affen durchzuführen. In Pekinger Privatlabors wurde er mit offenen Armen empfangen und hat es dort mit seinem Team geschafft, Primaten, deren Rückenmark durchtrennt worden war, wieder zum Laufen zu bringen. Seine Forschungen stiften heute enorme Hoffnungen. Und keiner erwägt mehr, sie zu untersagen.“