Großdemo für Vereinigung von Moldau und Rumänien

Vor hundert Jahren - am 27. März 1918 - vereinigte sich die damals gerade von Russland unabhängige Provinz Bessarabien mit Rumänien. Nach dem Zweiten Weltkrieg fiel die Provinz an die Sowjetunion, heute ist sie Teil der Republik Moldau. Anlässlich des Jahrestages demonstrierten am Sonntag in Chișinău Zehntausende für eine Vereinigung Moldaus mit Rumänien. Was trieb sie auf die Straße?

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Deutsche Welle (RO) /

Moldauer haben die Korruption satt

Warum immer mehr Moldauer zu Rumänien gehören wollen, erklärt der Rumänische Dienst der Deutschen Welle:

„In der Republik Moldau wächst die Zahl der Befürworter einer Vereinigung, ganz gleich, ob das dem pro-russischen Präsidenten Igor Dodon nun gefällt oder nicht. … Seit Jahren bewundern sie, wie die Anti-Korruptionsbehörde [DNA] in Rumänien gegen korrupte Prominente vorgeht. Deshalb gibt es in der Republik Moldau selbst Russischstämmige, die inzwischen für eine Vereinigung mit Rumänien sind. Denn die Leute haben es ganz einfach satt, dass Kriminelle über ihr Schicksal entscheiden, sie haben kein Vertrauen in die Staatsanwälte und die Justiz der Republik Moldau und wollen, dass die DNA auch bei ihnen agiert. Anders gesagt: Selbst ein Rumänien unter [dem Chef der regierenden PSD] Dragnea ist für die Menschen aus der Republik Moldau attraktiv.“

Ziare (RO) /

Willkommenes Ablenkungsmanöver

Wem die in beiden Ländern erhobenen Vereinigungsforderungen nutzen, erklärt Historiker Armand Gosu in einem Interview mit Ziare:

„Nicht nur [Moldaus Präsident] Dodon profitiert von dem Thema, sondern auch der [moldauische] Oligarch [Vladimir] Plahotniuc, Chef der Demokratischen Partei [PD] und wahrer Herrscher im Land. Hinter den Kulissen arbeiten Dodon und Plahotniuc intensiv zusammen. Sie wollen das derzeitige geopolitische Paradigma unbedingt erhalten, wonach die Republik Moldau im Epizentrum zwischen zwei großen Mächten [EU und Russland] liegt. Seit einem Vierteljahrhundert sichern sich die beiden Akteure durch diese Art der Manipulation ihre Wählerschaft und blockieren damit in der Öffentlichkeit jedes andere wichtige Thema, sei es eine Diskussion über Korruption oder eine Justizreform.“