Portugal erleichtert Geschlechtsänderung

Fortan dürfen Jugendliche in Portugal ab 16 Jahren Geschlecht und Namen ändern, ohne dass ihnen eine Störung ihrer Geschlechtsidentität bescheinigt wurde. Immer noch nötig ist bis zum 18. Lebensjahr allerdings ein medizinisches Gutachten über die Entscheidungsfähigkeit. Portugals Presse begrüßt die Gesetzesnovelle, auch wenn für sie noch nicht alle offenen Fragen geklärt sind.

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Público (PT) /

Ein wichtiger Meilenstein

Das Gesetz ist trotz seiner Unzulänglichkeiten eine große Errungenschaft, freut sich Público:

„Die Anforderung, dass 16- bis 18-Jährige weiterhin ein medizinisches Gutachten [über ihre Entscheidungsfähigkeit] brauchen, wurde vom Präsidenten mit dem möglicherweise nachfolgenden Prozess des chirurgischen Geschlechtswechsels begründet. Es gibt jedoch Transgender und Transsexuelle. Erstere haben das Gefühl, dass sie [in offiziellen Dokumenten] Geschlecht und Namen sowie ihr äußeres Erscheinungsbild ändern müssen, während Transsexuelle eine breitere Veränderung brauchen. ... Das sind also unterschiedliche Probleme, die unterschiedlicher Lösungen bedürfen. Und dennoch: Die Verabschiedung dieses Gesetzes ist ein wichtiger Meilenstein. ... Es macht Portugal zu einer integrativen, freieren und demokratischeren Gesellschaft.“

Sábado (PT) /

Es geht nicht nur um die persönliche Freiheit

Auch Sábado begrüßt das neue Gesetz, fragt sich jedoch, wie eine Änderung der Geschlechtsidentität das Leben Dritter beeinflussen könnte:

„Das Problem ist, dass eine Veränderung des Geschlechts im Gegensatz zu dem, was gerne behauptet wird, nicht nur ein Akt der persönlichen Freiheit ist. ... Wenn eine bloße Erklärung ausreicht, um sein Geschlecht vor dem Gesetz zu ändern, kann dies offensichtliche Auswirkungen auf das Leben Dritter haben, insbesondere auf das Leben von Frauen. Dies bedeutet nämlich, dass jeder Zugang haben könnte zu traditionell weiblichen Räumen, wie den Toilettenräumen für Frauen oder Schutzräumen für Opfer häuslicher Gewalt. Wie kann man garantieren, dass diese Freikarte nicht missbraucht wird? Und wie garantiert man, dass die Errungenschaften von Frauen - Sportwettbewerbe, Stipendien, Quoten aller Art und so weiter - dadurch nicht verzerrt werden?“