Gedenken an 100 Jahre Tschechoslowakei

Tschechen und Slowaken erinnern dieser Tage an die Gründung ihres einstigen gemeinsamen Staats vor 100 Jahren. Die Tschechoslowakei hörte zwar mit der neuerlichen Teilung vor 25 Jahren auf zu existieren, hat aber bleibende Spuren hinterlassen, meinen Kommentatoren.

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Lidové noviny (CZ) /

Trennung ohne Trauma

Warum die Erinnerung an die Tschechoslowakei lebendig bleibt, erklärt Lidové noviny:

„Formal existiert die Tschechoslowakei nicht mehr. Das heißt aber nicht, dass ihre Gründungsideale nicht mehr existieren, zu denen sich so viele Menschen verbal bekennen. ... Die Trennung in zwei Staaten verlief ruhig. Und sie hat zu keinem Trauma geführt. Schon gar nicht zu einem Trauma im Stil des früheren Jugoslawien. Und weil unsere Teilung nicht das Ende unserer Verbundenheit war, können wir auch eines nicht mehr existierenden Staates gedenken.“

Pravda (SK) /

Heimat auch für die Slowaken

Die Slowaken erinnern offiziell erst am morgigen Dienstag an den Jahrestag. Mit der Unterzeichnung der Martiner Deklaration am 30. Oktober 1918 wurde der Zugehörigkeit zur Tschechoslowakei zugestimmt. Pravda findet die Meinung absurd, dass jener Staat in erster Linie nur für die Tschechen da war:

„Bei uns existiert noch immer der Mythos, dass die Slowakei durch die Trennung 1993 befreit worden sei. Unsere historische Befreiung fand aber 1918 statt. Mehr denn je bekamen da auch die Slowaken ihr Schicksal in die eigenen Hände. Ein Vierteljahrhundert nach der Teilung sollten wir aufhören, alte Komplexe zu kultivieren. Seither sind wir für alles Gute und Schlechte bei uns selbst verantwortlich. Zweifellos war die Tschechoslowakei auch unser Staat.“