Cybermobbing gegen französische Journalistinnen  

In Frankreich haben Journalisten in der Facebook-Gruppe Ligue du LOL jahrelang sexistisches und rassistisches Cybermobbing gegen Kolleginnen organisiert. Die Attacken meist männlicher Medienvertreter wurden von der Tageszeitung Libération sowie durch Berichte von Opfern auf Twitter enthüllt. Welche Ursachen hat derartiger Hass im Netz und wie lässt er sich bekämpfen?

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Le Courrier (CH) /

Sexismus in den Köpfen bekämpfen

Die Aufdeckung der Affäre ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen Sexismus, glaubt Le Courrier:

„Der Skandal um die LOL-Liga zeigt, dass es gesellschaftlich nicht mehr akzeptabel ist, Kolleginnen als 'Luder' zu bezeichnen oder sie durch unangebrachte Bemerkungen oder das Zusenden erniedrigender Fotomontagen herabzuwürdigen. Wir werden sehen, ob diejenigen, die sich jetzt empören, bei sexistischen Witzen ihre Stimme erheben, um diesen ein Ende zu setzen, und sich nicht einer Gruppendynamik unterordnen werden. Ein weitere Schritt ist noch zu machen: Männer sollten in der Gruppe nicht mehr versuchen, auf diese Weise ihre Macht zu stärken. Ja, es sollte ihnen nicht einmal mehr in den Sinn kommen, eine Kollegin oder eine Unbekannte im Web so zu behandeln. Sich der Sache bewusst zu werden, ist schon einmal gut. Jetzt müssen sexistische Reflexe noch aus den Köpfen vertrieben werden.“

Le Figaro (FR) /

Großer Schaden für den Ruf der Medien

Eine privilegierte und ideologisierte Kaste beeinflusst auf der Grundlage ihrer Machtposition die politische Debatte, analysiert der Ökonom Paul Godefrood in Le Figaro:

„Sie bestimmt, was vernünftig ist und macht die Zustimmung zu gewissen Äußerungen zur Voraussetzung für den Zugang zur demokratischen Debatte. Dazu zählen Sexualisierung und Rassismus in zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Forderungen kommen in den Veröffentlichungen der Kastenmitglieder zum Ausdruck. ... Die Enthüllung ihrer Vergehen wirft nicht nur einen Schatten auf sie selbst, sondern auch auf ihre gesamte Rhetorik. Denn die offenbart, was sich unter dem Deckmantel von Wissenschaftlichkeit, journalistischer Objektivität und Neutralität versteckt: eine kämpferische Haltung und eine ideologische Ausflucht, die von ihren Vertretern bis zum Ende verteidigt wird.“